Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

Set dem Unterricht in der Erdkunde kommen, wie bei jeden: anderen 
Lehrfache, die Aufgabe, das Material und das eigentliche Unterrichtsver- 
fahren in betracht. 
I. Die Aufgabe. 
Die Aufgabe des Unterrichts in der Erdkunde ist abzuleiten aus der 
Betrachtung des Unterrichtsstoffes nach seiner Eigenart und nach der durch 
ihn möglichen Einwirkung auf den Schüler. Dabei ist eine stete Wechsel- 
beziehung festzuhalten. Die Eigenart des Lehrstoffes muß sich den Zwecken 
der allgemeinen Geistesbildung anpassen, und die unterrichtlichen Maßnahmen 
müssen aus der Beschaffenheit des Lehrstoffes naturgemäß sich ergeben. 
1. Die Betrachtung des Lehrstoffes nach seiner Eigenart 
hat zu berücksichtigen den Inhalt der Erdkunde an sich, sowie das Verhält- 
nis der Geographie zu den übrigen Lehrfächern der Schule. 
a. Der Sach- und Ged anken inh alt der Erdkunde ist ein 
sehr vielseitiger und kann aus diesem Grunde den Schüler mannigfach an- 
regen sowohl nach der Seite der Erkenntnis hin als nach der der Teilnahme. 
Der geographische Unterricht erschließt selbst auf seiner untersten Stuse 
dem Schüler eine bis dahin nur geahnte Welt. Berg und Thal, Bach, 
Fluß und Teich, Wiese, Feld und Wald, sowie die Menschen der Heimat 
treten bestimmter unterschieden, individualisiert gleichsam, ihm in das Be- 
wußtsein. Mit dem Fortschreiten des Unterrichts erweitert sich die Kennt- 
nis über die Grenze der heimatlichen Landschaft. Der Schüler erwirbt Vor- 
stellungen von den großen Erhebungsmassen unseres Planeten, von seinen 
Tiesländern und dem Wassergeäder im Lande, sowie von den großen Meeres- 
becken, in denen dieses sich sammelt; der Unterricht belebt das Festland 
mit seiner Pflanzendecke, Festland und Meer mit den ihnen eigenen Charak- 
tertieren und lehrt den Menschen kennen in Arbeit und Genuß, in der 
Vereinzelung und in geordneten Gesellschaften. So giebt die Erdkunde eine 
reiche Kenntnis des Besonderen. Aber die Geographie kann auch 
das Besondere in einer ursächlichen Verknüpfung erkennen lehren. Wenn eine 
genaue Schilderung des Rheinlaufs gezeigt hat, daß der Strom oberhalb 
des Bodensees meist trübes, unterhalb stets klares Wasser führt, und wenn 
eine einfache Überlegung die Ursache dieser Erscheinung ergeben hat: so erheben 
sich die beiden an sich betrachtet zusammenhangslosen Thatsachen zu Gliedern 
eines naturgesetzlichen Verlaufs, der sich überall wiederfindet, wo gleiche 
Ursachen und gleiche Wirkungen in Beziehung treten. Oder wenn die Lage 
der Hafenstadt Kalkutta weit auswärts im Gangesdelta als bedingt erkannt 
ist von der sumpfigen, ungesunden Beschaffenheit der Sunderbunds: so lenkt 
sich, mit ursächlichem Verständnis bereichert, der Blick fast unwillkürlich auf 
Neworleans, Basra, Rotterdam :c., wo ähnliche Ursachen ähnliche Wirkungen 
gehabt haben. So bietet also die Erdkunde auch das Material zur Erkennt- 
nis der Gesetzmäßigkeit, welche in den Erscheinungen des Besonderen 
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