Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

Das europäische Rußland. 
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stets ein Quadrat, in der Mitte von einer mächtigen Kuppel, an den Ecken 
von vier kleinen überwölbt. Alle Kuppeln glänzen in grellen Farben, die 
meisten grün, aber manche auch himmelbau, golden, silbern :c. Neuere 
Kirchenbauten zeichnen sich außerdem durch reichen Säulenschmuck aus. 
Auf jeder Kuppel steht ein großes vergoldetes Kreuz, jetzt meist ohne den 
einst gebräuchlichen Kettenschmuck und den Halbmond auf der Spitze. Neben 
der Kirche steht der Kolokolnik (d. i. Glockenträger), auf dem Lande 
meist aus Holz gebaut, in den Städten ein aus Steinen aufgeführter Bogen 
oder ein ordentlicher Turm. Gewöhnlich hängen diese Türme voll Glocken, 
von den größten bis zu den kleinsten, deren Tonschattierungen vom dröhnen- 
den Baß bis zum schreienden Gebimmel hinaufgehen. Man begreift, daß 
das an Festtagen übliche Geläut aller Glocken nur einein russischen Ohre 
erträglich ist. — 2) Das Innere einer russischen Kirche zerfällt wesentlich 
in zwei Teile, nämlich in den großen, für die Gemeinde bestimmten Raum 
und in das davon getrennte A1 lerhe iligste, in welchem der Altar 
steht. Beide Teile werden durch eine Art spanischer Wand aus Holz von 
einander geschieden. Diese Wand heißt Ikonostas, d. i. Bildergerüst, 
weil ste auf der der Gemeinde zugekehrten Seite von oben bis unten mit 
Heiligenbildern bedeckt ist. Vor deni Ikonostas befindet sich eine Vorbühne. 
Viele mächtige Leuchter mit vergoldeten dicken Wachskerzen beleuchten sie. 
Aus ihr führt die sogenannte Zarische Psorte in das Allerheiligste. 
Vor dieser Pforte liegt ein mit Wolken und mit einer Taube (dem Sinn- 
bild des heiligen Geistes) gestickter Teppich, auf welchem der Oberpriester 
bei den meisten Verrichtungen steht. Die Vorbühne ist zugleich für das 
meist sehr gut geschulte Sängerchor bestimmt. Eine Orgel fehlt; auch 
Blas - und Streichinstrumente dürfen beim Gottesdienst nicht benutzt wer- 
den. — 3) Das wesentlichste Stück des russischen Gottesdienstes ist die 
Messe, die in den Klöstern 3 bis 4 Stunden dauert. Sie ist durchweg 
liturgischen Charakters und gruppiert ihre Teile um die Zubereitung, Ver- 
Wandlung und Austeilung des geweiheten Brotes und Weines. Das 
Einzige, wodurch während der langen Ceremonie die Gemeinde ihre An- 
dacht bethätigt, ist ein häufig wiederholtes Bekreuzigen und ein Berühren 
des Bodens mit der Stirn, das selbst die kaiserlichen Prinzessinnen nicht 
unterlassen. Neuerdings scheint indes durch die der Geistlichkeit auferlegte 
Verpflichtung, über biblische Texte zu predigen, ein geistbelebendes Element 
in den Gottesdienst eingeführt zu werden. Nach Kohl. 
4. Russische Dörfer. 
1. Die Anlage derselben. 2. Die Bauern. 
1) Alle russischen Dörfer liegen in zwei langen Häuserreihen an der Land- 
straße, so daß die einzige Straße nicht allein den Bauern, sondern auch 
den Durchreisenden angehört. Die Dörfer liegen in einer weit größeren 
Entfernung von einander als in Deutschland; eine Poststation von nur 
25 Kilometer ist eher eine der kleinsten als der größten. Das Unermeß- 
Uche, der Hauptcharakter des Reichs, zeigt sich überall dem Wanderer, be- 
sonders den. Fremden. Sobald dieser ein Dorf verlassen, sieht er eine un- 
übersehbare Fläche vor sich, wo sich fast nie zur Seite ein Kirchturm erhebt, 
selten nur ein Wald hervortritt. Zwischen zwei Dörfern glaubt man in
	        
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