Metadata: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

Das Unterrichtsmaterial. 
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von grundlegender Wichtigkeit ist. Diese Forderung ist ebenso wohl für das 
aus der mathematischen, wie für das aus der physischen und Kulturgeographie 
zu entnehmende Material festzuhalten. Allerdings wird sich hier eine ganz 
genaue Grenzbestimmung nach positiver Richtung hin nicht geben lassen; 
dennoch läßt sich in negativer Hinsicht vielerlei bezeichnen, was, als die 
ideale Aufgabe der Schule nicht fördernd, als ungeeigneter Lehrstoff anzu- 
fehen ist. Dahin find zu rechnen alle diejenigen geographischen Thatsachen, 
welche ausschließlich der Fachbildung dienen, z. B. die für den Post- und 
Telegraphenbeamten, den Industriellen, den Kaufmann :c. speziell erforder¬ 
lichen Kenntnisse. Ist die Ausscheidung dieser Art von Lehrstoff ohne sonder- 
liche Schwierigkeiten zu bewirken, so gilt es besonders, aus der dann noch 
verbleibenden großen Stossmenge eine auf die geistigen Kräfte des Schülers 
berechnete engere Auswahl zu treffen. In dieser Auswahl wird sich besonders 
der pädagogische Takt des Lehrers zu bewähren haben. Allseitige Erwägung 
der ttnterrichszwecke führt zu folgenden Grundsätzen: 
a. In Hinsicht auf die Schüler: Die Stoff-Auswahl hat sich 
den Verhältnissen der Schule anzupassen. Die Art der Schule, 
die dem Unterrichte zugewiesene Anzahl von Lektionen, das Vorhandensein 
oder der Mangel geeigneter Lehr- und Lernmittel — alles das ist bei 
der Auswahl des Stoffes Zu berücksichtigen, wenn der Unterrichtszweck erreicht 
werden soll. 
d. In Hinsicht auf die Lehre: 1) Die Stoff-Auswahl muß auf 
die charakteristische Darstellung der geographischen Jndivi» 
dueu berechnet sein. So würde, um z. B. das Rieseugebirge im 
engsten Rahmen zu charakterisieren, die Angabe wenigstens einer Kuppe des 
Kammes (Schneekoppe), ferner der zwei Flüsse, welche das Gebirge nach 
der schleichen Seite hin entläßt (Bober und Queis) uud des nach Böhmen 
abfließenden Wassers (Elbe) notwendig erforderlich fein; wollte man tiefere 
Beziehungen hervorheben, fo könnten auch die den nördlichen Gebirgsfuß 
umlagernden Städte (Hirfchberg und Schmiedeberg) als Stoff herbeigezogen 
werden. So würden ferner bei der Charakterisierung der südamerikanischen 
Selvas mehrere Nebenflüsse des Amazonenstromes genannt werden müssen, 
da ohne die Vorstellung des reichverzweigten Wassergeäders der Ebene die 
dichte Bewaldung derselben nicht als Wirkung einer vorhandenen Ursache 
erscheinen würde. 2) Die Stoff-Auswahl muß für nahe Erd- 
räume (in der Regel) eine weitere, für entferntere eine engere 
sein. Eine vernünftige Ökonomie in der Stoff-Auswahl wird es z. B. 
genannt werden müssen, wenn die Nebenflüsse unserer deutschen Haupt- 
ströme in größerer Anzahl gegeben werden, während die Riesenströme 
der außereuropäischen Erdteile mit 1 oder 2 Nebengewässern vertreten 
sind. Doch darf die Anwenduug dieses Grundsatzes nicht die oben gefor- 
derte charakteristische Darstellung der geographischen Individuen unmöglich 
machen. So würden die kleinen Gewässer Kaliforniens, San Sacramento 
und San Joaquin, wegen ihrer Bedeutung als Flüsse als Lehrstoff nicht 
heranzuziehen sein, wäre nicht ihr Flußthal sür das Relief der geographisch- 
interessantesten Gegend an der Westküste von Nordamerika von grundlegender 
Wichtigkeit. 
2. Zum Zweck der Erkenntnis des Lehrstoffes hat die Auswahl so zu 
erfolgen, daß der Unterricht das Denken tu deu Formen des Urteilens,
	        
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