Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

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Amerika. 
25. Havanna. 
1. Der Hafen. 2. Der Fischmarkt. 3. Die Bauart der Stadt. 4. Die Bevölkerung. 
1) Havanna, die Hauptstadt von Euba, ist eine echte Seestadt, denn 
ihre Mauern werden bespült von den Wogen des Golfs von Mexiko und die 
Schiffe ankern in ihren Straßen. Im Hafen wehen die Flagen aller 
seefahrenden Völker. Bei jedem Schritt, den man am Schisfsbollwerke 
thut, stößt mau auf den geschäftigsten Verkehr. Hunderte von Negern sind 
unter eintönigem Gesänge mit dem Ausladen von Waren beschäftigt und 
zeigen den muskulösen, nur vou einer kurzen Hose bekleideten Körper; der 
stolze Spanier, der gewandte Kreole, der häßliche Mulatte, der gesprächige 
Franzose, der gemütliche Deutsche, John Bull uud Bruder Jonathan be- 
wegen sich in den leichtesten Sommeranzügen unter der geräuschvollen Menge. 
— 2) Ein anderes Verkehrsbild zeigt der dicht am Strande liegende 
Fisch markt. Die wunderlichsten Formen der Fische, Krebse, Seespinnen 
und Schildkröten sind hier zu sehen. Unweit des Fischmarktes zieht sich am 
Strande eine sehr lange, bedeckte Halle hin, die Werft, an welcher die Küsten- 
fahrzeuge befestigt sind, welche die Produkte aus dem Innern, Zucker, Kakao, 
Kaffee und den duftenden Havannatabak nach der Hauptstadt bringen. 
Tausende von Menschen sind unter dieser Halle täglich beschäftigt und 
bilden die anziehendsten Gruppen. — 3) Die Stadt selbst ist nicht schön, 
sondern zeichnet sich durch enge, obwohl geradlinige Straßen, Unregelmäßig- 
keit und Schmutz aus. Die ungepflasterten Straßen sind so eng, daß man 
kaum den unzähligen hin und her fahrenden Volants, einspännigen, mit 
der Gabel 6 Meter langen Wagen, bei denen ein betreßter Neger die 
Pferde reitet, ausweichen kann. Die Läden stehen offen und alle Hand- 
werker arbeiten mehr auf der Straße, als in den Stuben. Die Häuser 
sind nur ein bis zwei Stockwerk hoch, gewöhnlich hellfarbig angemalt uud 
bieten einen freundlichen Anblick. Die Dächer sind niedrig und bilden meist 
Plattformen mit einer hohen, steinernen Einfassung, über die man bequem 
hinuntersehen kann; öfters sind auch kleine Gärtchen darauf. Der Glanz- 
Punkt der Stadt ist der Waffenplatz (plaza de armas). Er ist ringsum 
mit öffentlichen Gebäuden umgeben, z. B. dem Palast des Gouverneurs 
und der gegeuüberliegeudeu Kapelle, in welcher die erste Messe jenseits des 
Oceans gehalten wurde und in welcher die Gebeine des Colnmbns beige- 
setzt waren. Der Platz ist die Hauptpromenade der Stadt. Man ergeht 
sich hier iu der köstlichen Abendluft, und der hellstrahlende Sternenhimmel, 
die linden Lüfte von der See, die ewig grünenden und blühenden Palmen 
und Brotfruchtbäume der Anlagen machen auf den entzückten Fremdling 
einen unvergeßlichen Eindruck. — 4) Unter der Bevölkerung der 
Stadt nehmen die Spanier die hervorragendste Stelle ein. Sie haben alle 
Ämter der Verwaltung der ganzen Insel in den Händen. Und alle die 
spanischen Don's, vom Gouverneur bis auf den geringsten Zöllner herab, 
streben nur, sich zu bereichern, ob mit rechten oder unrechten Mitteln gilt 
ihnen gleich; daher herrscht ein heilloses Zoll-, sowie ein schamloses 
Schmuggel- und Bestechungssystem. Die Havanneserinnen sind durchgängig 
von dunkler Gesichtsfarbe und untersetzter Figur; rote Wangen sind bei ihnen 
selten; sie haben aber die glänzendsten schwarzen Augen und sehr anmutige 
Formen. Die junge und alte Damenwelt raucht Cigarreu; eine Sennora 
im Morgenanzug ohne Strümpfe, mit schmutzigen uud zerrisseneu Kleidern,
	        
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