Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

IX. Griechenland. 2. Königr. Griechenland. 497 
weckt. Schulen waren auf mehreren Punkten Griechenlands ent¬ 
standen, junge Griechen besuchten europäische, vorzüglich deutsche, 
Universitäten, und die großen politischen Bewegungen des übrigen 
Europa konnten nicht ganz ohne Nachwirkung auf die Gemüther 
der Griechen bleiben. So brach, lange schon im Stillen vorbereitet 
und dennoch höchst übereilt, der erste Aufstand 1821 in der Wala¬ 
chei und bald darauf auch in Morea aus. Furchtbare Grausam¬ 
keiten in der Walachei und in Conftantinopel verübt, wo selbst 
der hochverehrte Erzbischof Gregorius schimpflich gehenkt wurde, 
erfüllten die Griechen mit Muth und Rachbegier, und noch in dem 
nemlichen Jahre war ganz Morea in Aufstand; Tripolizza die 
Hauptstadt ward erobert und nur die Festungen an der Küste blie¬ 
ben noch in den Handen der Türken. Nun begann der 6 bis 7 
Jahre fortgesetzte hartnäckige und blutige Kampf der Griechen von 
Morea, des alten Hellas und der Inseln gegen ihre Unterdrücker, 
zwar völlig planlos, ohne Uebereinstimmung, in vereinzelten Ge¬ 
fechten, aber dennoch reich an Thaten eines Heldenmuthes, der 
schönsten Zeiten des Alterthums nicht unwürdig. Zur See zeich¬ 
nete sich die kleine Kriegsflotte der Inseln Hydra, Spezzia und 
Jspara durch rastlosen und oft glücklichen Kampf gegen die unend¬ 
lich überlegene aber unbehülfliche türkische Flotte aus, welche viel¬ 
fältig, besonders durch die griechischen Brander, schweren Verlust 
erlitt. Ein türkisches Heer von mehr als 20000 M., welches 1822 
in Morea eingedrungen war, ging fast ganz durch Hunger und 
Schwerdt zu Grunde, und Missolunghi widerstand heldenmüthig 
einer dreimaligen Belagerung. Die Namen Miaulis und Canaris, 
als Seehelden, und der Brüder Marko und Noto Bozzaris, im 
Kriege auf dem festen Lande, werden in der neuern Geschichte 
Griechenlands nicht vergessen werden. Als die Türken sahen, daß 
sie den Peloponnes nicht zu überwältigen vermochten, riefen sie 
Ibrahim Pascha, den Sohn des mächtigen Mehmet Ali von Aegyp¬ 
ten, mit seinem besser geordneten Heere nach Griechenland. Er 
landete 1825 mit etwa 12000 M. und verbreitete seine Verwüstun¬ 
gen über ganz Morea. Viele tausend Weiber und Kinder wurden 
als Sklaven nach Aegypten geschleppt, wozu christliche Kaufleute- 
Engländer und Franzosen die Transportschiffe liehen. Auch Misso¬ 
lunghi fiel nach einer heldenmüthigen Vertheidigung am 22. April 
1829. Nun erst, als die Sache der Griechen fast verloren schien, 
als vergebens viele wackere junge Leute aus Deutschland, Frank¬ 
reich und England sich freiwillig an die Schaaren der Griechen an, 
geschlossen und großentheils den Tod gefunden hatten, als schon 
längst von Privatleuten in ganz Europa Beiträge für die unglück¬ 
lichen Griechen gesammelt worden waren, fingen die größeren 
Mächte an eine ernstere Theilnahme für ihre Sache zu äußern. 
England, Frankreich und Rußland schickten Flotten nach dem Pe¬ 
loponnes, um Ibrahim im Zaume zu halten, und bei dieser Gele- 
Blanc Handb. Ü. 2. Kuss. 32
	        
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