Gegend des Spreewaldes bei Burg.
18. Die Spree nitö der Spreewald.
Von den rechten Neben- und Zuflüssen der Elbe sind die Havel und
ihr wasserreicher Zufluß Spree die wichtigsten. Ihre Quellen führen zwar
nicht in hochromantische Gegenden Deutschlands — jene entfließt dem Tieslande
im Mecklenburgischen, diese dem lausitzischen Berglande südlich von Bautzen — doch
an ihnen liegt die Wiege des brandenbnrgisch-prenßischen Staates. In landschaftlicher
Beziehung ist eine Gegend an der Spree, der Spreewald, besonders merkwürdig.
Die Spree tritt schon unterhalb Bautzen in das Tiefland und entwickelt
überraschend schnell den Charakter des Niederuugsflusses. Nicht nur teilt sie
sich nämlich in mehrere Arme, die sich erst nach langer Zeit, nämlich oberhalb
Spremberg, wieder vereinigen, sondern die Grenzen ihres Gebietes sind auch
so unbestimmt, daß man nicht sofort zu erkennen vermag, welchen Weg fie
wählen wird. Unterhalb Kottbus tritt die Spree in eiue Seuke, welche durch
den bereits erwähnten morastigen Spreewald ausgefüllt ist. Die Spree
kommt hier wegen mangelnden Gesälles in Verlegenheit, welchen Weg sie ein-
schlagen soll, uud teilt sich daher in eine unzählige Menge von Armen, die
netzförmig eine weite Niedernng durchfließen und dieselbe bei hohem Wasserstande
ganz überschwemmen. Einst dehnte sich hier ein undurchdringlicher Urwald
aus, welcher den Wenden einen willkommenen Zufluchtsort darbot, als dieselben
von den Deutschen ostwärts gedrängt wurden. Ihre Nachkommen haben diesen
Zufluchtsort behauptet und leben hier noch heutzutage nach väterlicher Sprache
und Sitte. Die Stadt Lübbenau liegt ungefähr in der Mitte dieses
Bruchdistriktes, an einer Stelle, wo sich die Flußarme auf eine kurze Strecke hin
wieder zusammenfinden, um sodann aufs neue sich zu scheiden. Das ganze