Full text: Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde

Das Arnothal oberhalb Florenz. 
IX. Jlnlien. 
I. Dag ^rnothal. 
Den eigentlichen Kern von Toscana bildet das Arnothal, das ebenso 
anziehend ist durch seine blühenden und reichen Ortschaften, wie durch seine 
Erinnerungen aus großer Vergangenheit, und zu all diesen Reizen kommt noch 
die große Fruchtbarkeit der Gegend — das Arnothal bildet den „Garten Italiens". 
Das oberste Längsthal des Arno, das „Casentino", zeigt kahlgespülte, Wasser- 
zerrissene Berglehnen, zwischen denen viele hellblinkende, aber kleine Ortschaften 
liegen. Von Prato Vecchio aus steigt mau aus dem linken Flußufer steil 
bergan und gelangt nach einer Stunde auf eine kahle Berghöhe, von welcher 
sich der Weg in das Thal von Camaldoli hinabsenkt. Dasselbe hat viele Reize. 
Durch saftige Wiesen und schattige Kastanienwälder springt ein rauschender Bach 
in schäumenden Fällen abwärts, im Hintergrunde aber erhebt sich im Schmucke 
mächtiger Tannen und Fichten das hochragende Gebirge der Apenninen. Hier 
gründete der Benediktiner Romuald 1918 den Orden der Camaldnenser, 
welcher Möuchsweseu und Eremitentnm vereinigen sollte. In einem Thal- 
Winkel liegt das ausgedehnte Kloster, in welchem die Beamten, die alten und 
kranken Ordensbrüder wohnen; darüber, fast 1700 in hoch, hausen in besonderen 
kleinen Gebäuden die Einsiedler. Im weiteren Verlaufe des Casentino hebt 
sich aus dem nackten Scheiderücken zwischen Arno und Tiber der nach drei
	        
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