238 Asien.
Gomalthale und der Kurumpaß im gleichnamigen Flußthale, für Fuhrwerke
und Lasttiere einigermaßen brauchbar. Dazu kommt als höchst erschwerender
Umstand, daß die Überwindung der genannten Pässe erst den Zugang zu weiteren
Pässen ermöglicht, die den Weg nach der Hochterrasse von Kabul erheblich er-
schweren. Im Gomalthale müssen nach dem Gnleripasse die über das Konak-
gebirge führenden Sargo- und Sarwaudipässe, im Kurumthale aufwärts
noch der Darwasa-, Paiwar- und Schntargardanpaß überwunden
werden, ehe man die Terrasse von Kabul erklimmen kann, und diese Pässe haben
eine Höhe von 1700—2800 m. Jenseits des Kurumflufses wird die Grenze
zunächst durch das Salzgebirge, aus welchem Steinsalz in großen Quadern
gebrochen werden kann, dann zwischen dem Indus- und Kabulflusse durch das
Chalak- und Kaibargebirge gebildet. Die letzteren stellen ein höchst wildes
Gebirgsland dar, das noch im April auf seineu Gipfeln Schnee trägt. Was
das Kaibargebirge anlangt, so erscheint dasselbe als der östliche Ausläufer des
bereits erwähnten hohen Sufeid-Kuh; vou ihm läuft eiue Abzweigung südlich gegen
den Kurum, eine andre nördlich gegen den Kabul. Die nördliche Abzweigung
nun wird von den geschichtlich berühmten Kaibarpässen überschritten, durch
welche die Hauptstraße von Peschawar nach Dschelalabad und Kabul geht.
Diese wichtige Straße führt aus dem Judusthale an dem Fort Dfchamrud
vorüber, durchzieht dann das Gebiet der Afridi, welche den östlichen Teil
der Kaibarpäffe bewohnen, und nähert sich hierauf nach 20 km dem Fort
Ali Musdfchid. Dasselbe liegt aus einem hohen, von allen Seiten steil ab-
fallenden Felsen und vermag dadurch den Paß völlig zu beherrschen. Der Kaibar-
paß ist allenthalben nur 15—80 m breit, führt durch eine Reihe von Schluchten,
die mit senkrechten Wänden 400 m hoch emporragen und das Sonnenlicht nicht
in die Thalsohle eiudriugen lassen. Ein wenig westlich von dem Fort erweitert
sich der Paß zu einem kurzen Thale, dann aber folgt wieder ein Engpaß mit
sehr steilen Rändern, der erst bei Dhaka endigt. Hier öffnet sich das Gebirge
gegen die Ebene von Dschelalabad. Mit Überwindung der 60 km langen
Kaibarpäffe hat man aber erst die nächst höhere Terraffe des Kabnlthales er-
reicht; um die Terraffe von Kabul selbst zu erreichen, muß man nun weiter erst
den sogenannten Khurd-Kabulpaß passieren, welcher gleichfalls höchst ge-
fährlich ist. In ihm wurde 1842 die euglisch-iudische Armee fast völlig auf-
gerieben, und nur ein kleines Häuflein kam aus dem Rückwege weiter bis zu
den Kaibarpässeu, um dort sein Grab zu siudeu. Auch noch in den letzten Jahren
haben die Engländer in diesen Pässen bedeutende Leiden und Unglücksfälle zn
bestehen gehabt. Der Kabulfluß, welcher diese Paßreihen durchströmt, hat übrigens
einen so reißeudeu Lauf, daß er nicht zum Transporte benutzt werden kann.
Nach Josef Chavanne.