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Gebirgsstufen durchbrechen müssen, nnd daher kommt es, daß die ziemlich be-
trächtliche Anzahl der vorhandenen fließenden Gewässer keine Lebensadern für
den Verkehr und keine Bahnen für die Erschließung des Erdteils bilden können. —
Auch Nordafrika stellt im gauzeu ein gewaltiges Hochlandsgebiet dar, in dessen
Erstreckung von Westen nach Osten sich das ungeheure Wüstengebiet der Sahara
ausdehnt; das letztere wird im Nordwesten von dem Atlassystem, im Osten von
dem Stufenlande des Nil, im Südwesten von Hochsudan und im Südosten von
dem Tafellande Abessinien begrenzt, während südwärts Flachsudan die Scheide-
grenze nach dem Hochlande von Südafrika zu bildet. An der ungünstigen Be-
schasfenheit der Gewässer nehmen auch der Senegal und Gambia teil, und
nur Nil und Niger treten als schiffbare Wasserläufe, deren Bedeutung für
Verkehr und Kulturentwickelung fortlaufend wachsen muß, bedeutsam hervor.
Im Nordwesteu von Afrika nimmt das Gebiet des Atlas einen Flächen-
räum von 157 000 qkm ein; er zerfällt in zwei große, nahezu gleiche Teile,
nämlich in den marokkanischen und in den algerisch-tunesischen Atlas,
deren Scheidung durch einen Gebirgsknotenpuukt markiert wird, welcher die
Wasserscheide zwischen dem Atlantischen Ozean, der Sahara nnd dem Mittel-
meere bildet. Die westliche, marokkanische Hälfte hebt sich über der östlichen
bedeutend empor; sie ist im vollkommeneren Sinne Hochgebirge mit einer höchsten
Erhebung von 4000 in, während die östliche kaum ausnahmsweise bis zu 2300 m
emporragt. Mit Recht wird daher der westliche Atlas auch der „hohe" ge-
uannt. Im allgemeinen herrscht bei dem ganzen Gebirge die Richtung von Süd-
Westen nach Nordosten vor; jedoch keineswegs in einer geraden Linie. Der hohe
Atlas beginnt mit dem Kap Ghir am Atlantischen Ozean und bildet, in nord-
östlicher Richtung streichend, ein völlig ausgeprägtes Kammgebirge, das
namentlich im Süden der Stadt Marokko als eine mächtige (50 km lange),
ununterbrochene, steile Mauer von 3650 m Höhe erscheint, über welche ein
halbes Dutzend hoher Gipfel noch um 2—300 na.emporragt. Bei Fas (Fez)
ist das Gebirge tertiärer Natur und schließt beträchtliche Lager von Steinsalz
in sich, durch die sich die aus dem Gebirge herabkommenden Wildbäche zur
Trockenzeit mit einer weißen Küste von Salzesfloreszenzen bedecken, welche von
den Bewohnern ausgebeutet und ans den Markt von Fas gebracht worden. Diese
Stadt, eine der Residenzen des Sultans von Marokko, besteht ans den Teilen
Alt- und Nen-Fas, von denen ersteres den nördlichen Teil bildet. Während
Neu-Fas vollkommen in der Ebene liegt, wird Alt-Fas mit Ausnahme der
Südseite ganz von den Bergen des Atlas umschlossen und ist nach Osten zu teilweise
an der Bergwand hinaufgebaut. Dieser Teil des Atlas heißt Djebel-Ssala
und ist etwa 1000 m hoch. Durch eine» breiten Gürtel lachender Obstgärten,
in denen Feigen, Orangen, Pfirsiche, Aprikosen, Granaten, Wein und Kirschen
gezogen werden, gelangt man zu Olivenwaldungen empor, denen ein breiter
Gürtel immergrüner Eichen und andrer Bäume folgt, während ein letzter
Gürtel nur mit Zwergpalmen nnd Buschwerk bedeckt ist. Oben auf dem Berge,
von welchem aus man eine prächtige Übersicht über die Stadt Fas, über die
Ebene bis zum großen Atlas sowie über das nach Westen hinziehende Serone-
gebirge hat, befinden sich mehrere Quellen und sogar Gärten und Ackerbau.
In seinem südwestlichen Teile bildet der hohe Atlas mehrere parallele
Ketten, deren erste aus einer Reihe mittelhoher Hügel mit abgeplatteten Gipfeln,