38 Aus den Alpen.
anmutige Wasserfall „Torrente di San Vito". Das links auf dem Delta des
Varrone malerisch liegende Dervio zeigt noch die Spuren starker Befestigung,
während gegenüber ein uralter Flecken mit malerischer Burgruine, welche einen
Prachtblick ans alle drei Seearme gewährt, herüberwinkt und am jenseitigen
Ostufer großartige Felseugalerieu sichtbar werden. Nun landen wir am Ost-
user bei Bellauo, welches am Fuße des stattlichen Monte Grigna (2211 in)
in fruchtbarer Gegend liegt, einen alten Dom befitzt und durch einen 64 in
tiefen Wasserfall verschönt wird; es ist einst der Sommersitz der Erzbischöse
von Mailand gewesen. — Links folgt hierauf Varenna, welches sich an dem
Delta eines Flüßchens anmutig aufbaut, von schönen Villen und Gärten um-
geben ist uud köstliche Blicke auf den See und namentlich auch aus die Terrassen
von Bellaggio gewährt; in den von einem Felsenvorsprunge geschützten südlichen
Gärten dieses Ortes gedeihen Olive, Cypresse, Aloe und Orange; ganz nahe
anch rauscht eine Zeit des Jahres hindurch der „Fiume latte", d. h. der milch-
weiße Wasserfall. Das rechts gelegene Menaggio, der Landungsplatz für die
Fahrt nach Lugano, zeigt außer einigen Palastartigen Gebäuden namentlich den
Prachtbau der berühmten „Villa Mylins" (jetzt Vigoni), welche herrliche Marmor-
skulpturen der modernen Kunst von Jmhos, Mansredoni, Thorwaldsen n. a.
enthält, sowie von seinem Gartenhause aus Prachtblicke aus die drei Seearme
vergönnt. Von Menaggio bis zur Halbinsel Lavedo mit der Villa Balbianello
bildet die Uferstrecke einen fast beständigen herrlichen Garten; namentlich die dem
Südost zugewandten Gelände haben die üppigste Vegetation mit dem mildesten
Klima. Wir werden nun zu dem berühmten Landdreieck hinübergeführt, welches
zwischen dem Como- und Leecoarme liegt, nach Bellaggio, dem reizendsten
Punkte des ganzen Sees. Wer das Glück hat, an einem schönen Frühlingstage
an diesem paradiesischen Ufer zu landen, dem wird durch die ganze Seele der
Ruf ertönen: „Hier ist's gut sein!" Auf der Höhe über dem Dorfe liegt die
prachtvolle Villa S erbell oni, deren Gärten und waldreicher Park das ganze hohe
Kalkvorgebirge einnehmen. Eine fahrbare Straße führt hinan, Maulbeeralleen
ziehen sich bis zum Garten; lanfchige Fußwege leiten zu den schönsten Aus-
sichtspunkten. Schon der waldige Abhang selbst mit seinem prächtigen Farbenspiel,
die blnmen- und orangengeschmückten Terrassen, das üppige südliche Pflanzen-
leben, die glühenden Oleandersträucher, welche die Villa oben, wie ein Rosenhain,
umgürten, endlich, von der äußersten Spitze der Blick auf die drei Seearme
und ihre reizenden Ufergelände bieten die herrlichsten Genüsse. Am Südabhange
gedeihen Mimosen, Kaktus, Aloe, Oliven, Cypressen, Lorbeerbäume, Feigen,
Myrten, Granaten, Oleander, Erdbeerbäume, Pinien, Zedern, Magnolien und
selbst Palmen. Die Villa dient jetzt als Pensionshaus. — Ganz nahe bei
Bellaggio liegt am Comoarme die hochberühmte Villa Melzi, welche sich der
Herzog dieses Namens, einst Vizepräsident der italienischen Republik, 1310—15
erbauen ließ. Die Prachträume dieses Fürstenschlosses sind mit den herrlichsten
Werken Canovas, Appianis, Velas, Camollis und andrer Künstler geschmückt;
die von Cypressen umgebene Schloßkapelle enthält außer einem Marmoraltare
von Camolli die Monumente der Familie Melzi, der Garten im Schatten
südlicher Pflanzen und Blütenbäume weitere Marmorwerke von Canova uud
Camolli. — Gegenüber bei Cadenabbia, dessen ungemein mildes Klima
bereits hervorgehoben worden ist, liegt die „Königin des Lario", die wundervolle