I.
Der Unterricht in der Heimatkunde.
Die Heimatkunde hat erst in neuerer Zeit ihren sehr berechtigten
Einzug in die Schule gehalten. Seitdem Karl Ritter, der große Reformator
der Geographie, dieser Wissenschast neue Bahnen gewiesen, seitdem endlich
die Geographie als selbständiges Unterrichtsfach auch in der Volksschule auf-
trat, ist von neuern Meistern der Methodik die Unterweisung in der Heimat-
künde als naturgemäßer Ausgang eines fruchtbringenden geographischen Unter-
richts anerkannt.
Die Forderung, den Schüler mit seiner Heimat bekannt zu machen,
ist an sich nicht neu. Rousseau sagt in dieser Hinsicht in seinem „Emil":
„Die beiden ersten geographischen Hauptpunkte mögen die Stadt sein, wo
das Kind her ist, und das Landhaus seines Vaters. Darauf folgen die
Orte, die zwischen beiden liegen und die Flüsse in der Nachbarschaft. Es
entwerfe von allem eine Karte, um zu lernen, wie Karten entstehen, und
was sie vorstellen." Salzmann ließ seine Zöglinge zuerst sein Landgut,
dann den Thüringer Wald, sowie die umliegenden Städte und Dörfer
kennen lernen. Doch war man in jener Zeit sehr geneigt, dergleichen Sachen
als philanthropische Extravaganzen zu betrachten und zu belächeln. Erst seit-
dem die Pestalozzischen Theorien auch bei der Methodik des geographischen
Unterrichts zur Anwendung kamen, ist die Heimatkunde allmählig in ihre
Rechte getreten, und zwar fand sie vorzugsweise in der Volksschule gute
Aufnahme.
Ist nunmehr heutzutage von allen bedeutenden Methodikern auch die
Notwendigkeit eines besonderen heimatkundlichen Unterrichts anerkannt, so
herrschen doch über die Methode desselben so vielerlei Ansichten, daß die
Frage über die Methodik dieses Unterrichts gegenwärtig noch eine offene
genannt werden muß. Um so mehr dürfte aber jeder Lehrer der Heimat-
künde die Aufgabe haben, die verschiedenen Ansichten in dieser Beziehung
zu prüfen und das Gute zu behalten.