XI.
Der Unterricht in der Himmelskunde.
a) Bedeutung.
Die mathematische Geographie ist bis zur Jetztzeit von der Schule im
allgemeinen sehr stiefmütterlich behandelt worden. Es trifft dieser Vorwurf
nicht die Volksschule allein, sondern wird — und vielleicht noch mit größerem
Recht — auch gegen die höheren Lehranstalten erhoben. „So weit meine
Erfahrung reicht," klagt Wetzel, „pflegt der mathematischen Geographie unter
den Unterrichtsgegenständen, selbst in höheren Schulen, oft nur eine unter-
geordnete Stellung eingeräumt zu werden; ja nicht selten wird ihr kaum ein
Platz auf dem Lektionsplan zu teil. — Klare Vorstellungen können aber hier
nur erzielt werden, wenn man dem Gegenstande eine planmäßige und ein-
gehende Betrachtung widmet, und wenn vor allem es der Lehrer zur Klarheit
der Anschauungen gebracht hat."
Mit dieser geforderten „planmäßigen und eingehenden Betrachtung"
sieht es aber in den meisten Füllen fehr kläglich aus. Entweder kann man
vor anderen „wichtigeren" Stoffen nicht zu den wenigen im Lehrplan ver-
zeichneten aus der mathematischen Geographie gelangen,, oder man findet die-
selbe mit wenigen hastigen Bemerkungen ab, um nur bald aus diesem un-
liebsamen Gebiet in bequemeres Fahrwasser zu gelangen. Endlich fehlt man
auch meistens in methodischer Beziehung, indem man dem kindlichen Geiste
vielerlei Stoffe und Lehren aus der Himmelskunde zu früh zumutet,
oder auch dieselben ohne anschauliche Entwickelung dogmatisch lehrt und
die Schüler zu geisttötendem Autoritätsglauben nötigt. In methodischer
Beziehung bleibt auf dem Gebiet der mathematischen Geographie noch viel
zu thun übrig.
Doch die Schuld dieser Vernachlässigung liegt nicht im Unterrichtsfach
selbst; denn niemand wird bestreiten, daß ihm ein großer Bildungswert
eigen ist.