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reichen, wenn dieselben der Länge nach in einer Linie anein-
ander gelegt würden.
Ohne jedwede Bezahlung können wir das Leitungswasser
wohl nicht erhalten; denn es ist doch sehr viel Geld ausgegeben
worden für die Leitungsrohre, die Maschinen, die Bassins, die
Filter, den Wasserturm u. s. w. Die Anlage der Sandfiltration
allein hat über 9 Millonen Mark gekostet. Es sind ferner
große Summen nötig, um Kohlen für die Maschinen herbei-
Zuschüssen, um auszubessern, wo etwa ein Rohr platzt oder sonst
ein Schade entsteht, um die große Zahl von Arbeitern und
Beamten zu bezahlen, welche bei der Wasserleitung beschäftigt
sind u. f. w. Die Versorgung einer Großstadt mit gutem Trink-
wasser ist sehr teuer; denn der Verbrauch ist größer, als man
gewöhnlich meint. Wenn wir zum Trinkwasser und Kochwasser
das Spülwasser, das Sprengwasser der Wasserwagen n. s. w.
hinzuzählen, kurz alles Wasser, welches in Hamburg aus der
Leitung gezapft wird, zusammenrechnen, so kommen durchschnittlich
auf jeden Hamburger, ob reich oder arm, ob Mann, Frau oder
Kind, 200 Liter Wasser pro Tag.
Wie die Wasserleitung und die Gasleitung, so ist auch die
Sielleitung unter der ganzen Stadt verzweigt. Das Siel jeder
Straße nimmt den Abfluß aus den einzelnen Häusern auf uud
führt ihn einem Hauptsiel zu; viele Hauptsiele münden in ein
Stammsiel. Die Rohre der Sielleitung sind bedeutend größer
als diejenigen der Wasserleitung, da sie außer den Küchen- und
Spülwässern allerlei Unrat, sowie auch das Regeuwasser, welches
sich in den Straßen sammelt, fortführen müssen. Sie nehmen
dasselbe mittels zahlreicher Trummeu auf, welche dicht an den
Kantsteinen eingelassen und von eisernen Rosten gegen Ver-
stopfung durch Holz, Laub, Steiue, Papier u. dergl. geschützt
werden. Die Sielleitung ist aus scharf gebrannten Mauersteinen
mit Cement gemauert und so gewölbt, daß der Querschnitt des
Rohres wie ein auf die Spitze gestelltes Ei aussieht. Luft-
schachte führen die schlechte Lust ab, uud Einsteigeschachte auf
den Bürgersteigen ermöglichen es den Sielwärtern mit den großen
Wasserstiefeln, diese unterirdischen Kanäle zu überwachen. Der
Hentze, Hamburg. 7