Full text: Landeskunde des Herzogtums Braunschweig

- 20 - 
jene berühmte Porzellanfabrik gegründet wurde, die jetzt in Privat- 
besitz ist und jährlich für etwa 450000 Waren hinaussendet, die 
durch Schönheit der Form und Haltbarkeit berühmt sind. 
Am linken Ufer dehnt sich die alte westfälische Stadt Höxter 
aus, durch eine Kastanienallee verbunden mit der ehemaligen Abtei 
Corvey, dem einstigen Mittelpunkt der Ausbreitung des Christen- 
glaubens im Sachsenlande, die schon zur Zeit Ludwigs des Frommen 
gegründet wurde. Reicher Segen für Religion und Wissenschaft ist 
von hier ausgegangen: es sei nur erinnert an Anschar, den Apostel 
des Nordens, und an den Dichter Hoffmann von Fallersleben, der in 
Corvey als Bibliothekar wirkte und hier gestorben ist. Nun erweitert 
sich das Tal: Holzmindens lachende Fluren bildeten ehedem den 
Boden eines Binnensees, ehe die Weser ihren Durchbruch unterhalb 
der Stadt vollendet hatte. Weiten Auslug bietet gegenüber der 
kegelförmige, fast 500 m hohe Köterberg. Nachdem der Strom in 
das Muschelkalkplateau eingetreten ist, wird an der Grenze von 
Westfalen, Lippe und Hannover das Tal enger und immer schöner¬ 
es wird von schroffen Felsen und Abhängen begleitet und beschreibt 
viele Windungen, z. V. bei dem hannoverschen Flecken Polle und bei 
der Teufelsmühle, die durch einen aus der Felswand sprudelnden 
Quell getrieben wird. Mit großer Mühe wurde erst in neuerer Zeit 
hier Raum für eine Straße geschaffen. Links führen Kunststraßen 
zu dem über 200 m hoch gelegenen Plateau von Ottenstein- 
Hauptort ist der Flecken Ottenstein mit Amtsgericht. Rechts 
treten die bis 200 m steil herabfallenden zackigen Wände des Bog- 
ler dicht an den Strom. 
Da, wo die Lenne rechts mündet und die Weser einen weiten 
Bogen nach Westen beschreiben will, lassen schon zwei gewaltige Weser- 
brücken auf einen wichtigen Verkehrspunkt schließen. Die von Vor- 
wohle der Lenne entlang ziehende Eisenbahn führt hierher Erzeugnisse 
des Hilses und Iths (Hilssandsteine, Kalksteine, Erze und Holz) und 
geht hier über die Weser nach Emmertal ins Hannoversche (Hameln) 
und Westfälische. Schon in alter Zeit wurden bis hierher Waren aus 
Bremen verschifft und dann auf Frachtwagen nach der mittleren und 
oberen Leine, nach Alfeld, Einbeck und Northeim, geschafft. Hier er- 
strecken sich am linken Weserufer halbmondförmig die hannoversche 
Stadt Bodenwerder, auf einer Insel erbaut (d. h. Bodos Insel), 
und das braunschweigische Dorf Kemnade. Jenes ist der Geburts- 
ort des wegen seiner Aufschneidereien bekannten Freiherrn v. Münch- 
Hausen, dem hier das Gut gehörte. In Kemnade war schon im 
10. Jahrhundert ein Benediktiner-Nonnenkloster. Die schöne Kirche 
(Pfeilerbasilika), in welcher v. Münchhausen begraben liegt, stammt 
aus dem 11. Jahrhundert. Zwischen Kemnade und dem Ith erschloß 
man früher Salzquellen, von denen Halle a. d. Weser den Namen 
hat, das aber 3 km von der Weser entfernt liegt. 
Um 1880 wurde bei Kemnade ein großer Lade- und Vergehafen 
gebaut, der gegen Hochwasser gesichert ist und dessen Pegel 70 m
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.