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kommt, sind Tanga, Usambara und Kilimandjaro-Meru. Rund um Tanga
springen seit kurzem die Pflanzungen über Nacht empor, und zwar nicht zum
wenigsten, seit wir wie im Handel so auch auf jenen uns zwei neuen Nutz-
pflanzen zugewandt haben, dem Sisalhanf uud dem Gummibaum Manihot
Glaziovii. Wenn nicht alle Anzeigen trügen, so darf man aus dem jetzigen
Stande dieser Betriebe folgern, daß wir uus mit der Kultur dieser beiden
Gewächse auf dem rechten Wege befinden, namentlich, wenn so ungemein tat-
kraftige Hände sie pflegen, wie einige der Pflanzungen, die wir das Glück
haben, in unseren Kolonien zu besitzen. Derartige Kräfte sollten aus das
weitgehendste unterstützt werden, selbst auf die Gefahr hin, Ausnahmefälle zu-
lassen zu müssen. Kraftvolle Menschen sind nicht so dicht gesät, daß wir
deren im Überfluß hätten. Sie sollten der Kolonie erhalten werden durch
Gewährung ausgedehnter Möglichkeiten der Betätigung, nicht beengt werden
durch Steuerlasten oder Anwendung kleinlicher Gesetzesparagraphen, die in
einem Lande aller denkbaren Unregelmäßigkeiten noch keine allgemeine Gültig-
keit beanspruchen dürfen.
Über ganz Usambara sind Kaffeepflanzungen zerstreut. Auch auf ihnen
fehlt es nicht an eifriger Arbeit. Der Erfolg wird durch zwei Umstände be-
einträchtigt. Usambara ist wohl immer ein wenig überschätzt worden. Es
ist kein reiches, eher ein armes Land, dessen Boden nur an wenigen Stellen
die für Kaffee erforderliche Tiefgründigkeit und hinreichende Fruchtbarkeit auf-
weift. Man darf daher nicht erwarten, daß alle die heute bestehenden Kaffee-
Pflanzungen von Dauer sein werden, und auch die besten werden den be-
rühmten Kasseegegeuden der Welt niemals ernstlich Konkurrenz machen. Eine
späte Zukunft dürfte Usambara als eines der Forstländer unserer Kolonie
erblicken, in dessen einzelnen Teilen kleinere Farmer durch Ackerbau in euro-
päischem Sinne die dünne obere Ackerkrume des Bodens ausnutzen. Dies
geschieht heute schon in vorzüglicher Weise in Kwai. Der andere Nachteil,
unter dem der Pflanzer in Usambara leidet, ist der Arbeitermangel.
Weiter im Innern, an den Abhängen des Meruberges, gelangen wir
zu unseren jüngsten Ansiedlern, den uoch in Bewegung begriffenen Buren.
Wer zur Zeit des Krieges für sie schwärmte, braucht nur hinzugehen, um
sich zu überzeugen, daß sie von dem Ideal, zu dem man sie erhob, noch immer
so weit entfernt sind wie früher. Für uns bedeutet aber jeder weiße Au-
siedler ein Kapital von Geld, Arbeitskraft und sittlichem Wert, und da wir
keine deutschen Ansiedler herbeiziehen können, dürfen wir die Ankunft der
Buren ohne Rückhalt mit Freuden begrüßen. Zwar darf man die von ihnen
zu erwarteuoe Arbeitsleistung nicht mit dem Maßstabe messen, den man an
die Tätigkeit deutscher Ansiedler legen würde, allein man muß anerkennen,
daß wirkliche nutzbringende Arbeit geleistet worden ist. Es wird uns obliegen,
diese in keiner Richtung erzogenen Menschen zu lehren, daß es außerhalb
des Kreises burischer Begriffsfähigkeit Dinge und Personen in der Welt gibt,
denen Achtung gebührt, denen er bezeugt werden muß. Uud wenn ich auch
den Eindruck gewouuen habe, daß die Buren durch den Krieg wenig oder
nichts gelernt haben, so bin ick doch der Überzeugung, daß der deutsche
Leutnant und Beamte anch als Lehrmeister sich bewähren und selbst aus an-
maßeuden, unwissenden Buren brauchbare deutsche Ansiedler erziehen wird.
Das den Buren überwiesene Land ist wunderbar herrlich. Ich glaube mit
Sicherheit annehmen zu dürfen, daß die Ländereien jener Gegend im Gegen-