Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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Diesen Akt hielt Wedekind für so wichtig in bezug aus seine stark 
angegriffenen Souveränitätsrechte, daß er darüber eine Urkunde an- 
fertigen ließ. Auch brachte er beim Kaiser viele Klagen wegen Unbot- 
Mäßigkeit der Stadt an, erwirkte einen scharfen Befehl gegen diese und 
ließ sich neue Gerechtigkeiten verleihen. Karl wohnte drei Tage im 
Dominikanerkloster; dort ließ er die Leiche des vor sieben Jahren ver- 
storbenen Geschichtsschreibers Heinrich von Herford, um ihn zu ehren, 
aus dem Umgange des Chors vor dem Hochaltar beisetzen. Vom Bi- 
schose bis über die Grenzen des Gebietes begleitet, zog er dann nach 
Herford und machte von da einen Abstecher nach Enger, um die 
Überreste des Sachsenhelden Wittekind zu verehren, dem er dort ein 
Denkmal setzte. 
Unter dem nachfolgenden Bischöfe Otto III. (1384—1397) war 
einmal wieder, wie früher schon oft mit den benachbarten Fürsten, 
heftiger Krieg. Im Jahre 1388 verbündete er sich mit dem Herzoge 
Wenzeslaus von Sachsen, um mehrere Länderstrecken im Fürstentum 
Lüneburg dem Sachsenherzog zu erobern. Bei Celle stießen die 
verbündeten Heere zusammen und belagerten die Festung. Trotz 
der großen Wurfmaschinen, die große Steine in die Stadt schleu- 
derten, blieben die Bürger getrosten Mutes und verteidigten sich 
tapfer immer in der Hoffnung, daß ihr Landesherr Herzog Heinrich 
von Braunschweig ihnen Hilfstruppen senden werde. Nach drei 
Tagen vergeblicher Anstrengung mußten die verbündeten Truppen 
die Belagerung aufgeben und zogen sich bis Winsen an der Aller 
zurück, wo sie lagerten. Es war eine schöne Maiennacht. — Die 
von dem langen Marsche ermüdeten Krieger ruhten ausgestreckt um 
das helllodernde Heufeuer, einige noch besprachen die Art und 
Weise des Angriffs und ließen dabei eifrig die Becher kreisen. Doch 
allmählich verstummte das Leben und es wurde stiller im Lager 
und nur das „Werda" der Schildwachen unterbrach manchmal das 
einförmige Plätschern der Aller, an deren Ufer noch zwei junge 
Krieger saßen und sich von der Mühe und Plage der letzten Tage 
erzählten. „Wie wäre es," meinte der Älteste namens Jürge, 
„wenn wir nach all dem Streit heute Abend in das Dorf gingen 
und uns dort amüsierten, denn ich weiß schöne Mädchen und manch
	        
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