Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte 
der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- 
haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich 
müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." 
So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte 
sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der 
Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog 
Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich 
Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich 
in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu 
rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer 
seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen 
sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn 
dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine 
Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- 
schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen 
ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern 
verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- 
gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, 
die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. 
Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über 
sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte 
einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn 
aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd 
gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's 
im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- 
grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf 
von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- 
genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich 
nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein 
Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. 
Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in 
ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah 
er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu 
seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld
	        
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