Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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Bewohnern, von denen 61 katholisch, 24 evangelisch. Die Stadt 
mit 2598 Bewohnern, von denen 2290 katholisch, 274 evangelisch, 
34 jüdisch, hat eine katholische und evangelische Kirche, eine Sy¬ 
nagoge und ein in einem ehemaligen Kloster untergebrachtes Kran- 
kenhaus. Die Industrie ist durch Cigarreusabriken, Lohgerbereien, 
Dampf- und Wassermühlen mit Schneidewerken, eine Seidenspin- 
nereisabrik und einen Steinbruch vertreten. Das sehenswerteste 
Baudenkmal ist die Obere- oder Kreuzkirche, dem heiligen Kilian 
geweiht, der in dem Fenster über der Eingangsthür sein Stand- 
bild hat. Sie reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Zum Gottes- 
dienste wird sie nur selten benutzt, wohl aber von zahlreichen Frem- 
den oftmals besucht. Sie ist in Kreuzform erbaut; die Säulen im 
Vorderteil des Schiffes haben Würfelknöpfe mit Blätterzügen und 
seltsamen Figuren im byzantinischen Stile. Ter Altar ist durch 
eine kunstvolle Schnitzerei, die Kreuzigung Christi, geschmückt, an 
der ein Mönch sein ganzes Leben gearbeitet haben soll. In der 
Kirche ruht der letzte Graf von Pyrmont, Moritz, mit seiner Ge- 
mahlin Margarethe, Gräfin von Naffau. Vielleicht deutet der 
Name — das g dehnt nur, und man spricht Lühde — und der 
Brauch, daß vor Ostern die 4 großen Wagenräder an der inneren 
Stadtmauer mit Stroh umwickelt und in Theer getränkt auf den 
Kirchberg geschleppt und hier angezündet in die am AbHange liegen- 
den Gärten gerollt wurden, damit sie dort Segen brächten, auf kelti- 
schen Ursprung. Jedenfalls feierte schon Karl der Große 784 in 
villa Liudiki an der Emmer das Weihnachtsfest. Die alte Stadt- 
mauer und 4 Festuugstürme sind noch erhalten, aber da die Stadt 
oftmals durch Brand verwüstet ist, hat sie sonst wenig Altertüm- 
liches, vielmehr neue Häuser und 3 große breite Straßen. 
Ter Besitz der Stadt lag in gar verschiedenen Händen, in 
denen der Herren von Homburg, des Grafen von Everstein, des 
Bischofs von Paderborn, der Grafen von Pyrmont, die hier resi- 
dierten, der Grafen von Gleichen, die es 1585, wie man sagt, gegen 
einen Stall voll Ochsen wieder an den Bischof von Paderborn ab- 
traten. Dieser wollte die evangelisch gewordene Stadt wieder katho- 
lisch machen. Die Bürger widerstanden, aber Weihnachten 1624
	        
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