Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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von Münster und Osnabrück mit diesen beutegierigen und er- 
oberungssüchtigen Gewalthabern zu bestehen. Die Grafen von Teck- 
lenburg waren nämlich die Schirmherren der genannten Bistümer, 
und in dieser Eigenschaft glaubten sie, sich das Recht anmaßen zu 
dürfen, die Bürger zu drücken und nebenbei, wo es thunlich erschien, 
zu necken und zu verhöhnen. Von ihrer uneinnehmbaren Bergfeste 
herab bedrohten sie den Hirten und die Herde hinter Mauern und 
schützenden Wällen mit blutiger Fehde und übten die unerträglichste 
Zwingherrschaft aus über alles, was ihnen an Stärke und Gewalt 
nicht überlegen war. So wurde das Schwert hier tapfer geschwungen, 
und die weiten Ebenen im Süden und Norden, die Thäler und 
Schluchten im Westen und Osten sind getränkt mit dem Blute der 
Knappen und Reisigen. Die Grafen schwächten aber durch viele 
Erbteilungen, Streitigkeiten im eigenen Hause, Fehden so ihre 
Macht, daß sie ihre schönsten Besitzungen an die Bischöfe von 
Münster und Osnabrück verloren. Der Mannesstamm der alten 
Grafen erlosch 1556 mit dem Grasen Konrad, einem eifrigen An- 
Hänger der Reformation, die hier schon 1525 durch Johann Pollius^ 
Rektor und Prediger zu Osnabrück, Eingang gesunden hatte. Die 
Grafschaft Tecklenburg ging nun durch Vermählung der einzigen 
hinterlassenen Tochter Anna mit dem Grafen Eberwin von Beut- 
heim und Steinfurt an dieses Haus über. Dasselbe mußte aber 
1698 das Schloß und 3/4 der Grafschaft, wie auch 1/4 des Schlosses 
und der Herrschaft Rheda an den Grafen von Solms-Braunfels 
abtreten, der nun diesen Teil an den König Friedrich I. von Preußen 
verkaufte, welcher endlich auch von dem Grafen Friedrich Moritz 
von Bentheim den Rest der Grafschaft erwarb. Nur Titel, Wappen 
und Nachfolgerecht in Tecklenburg ist dem Grafen von Bentheim 
geblieben. Es war ein hoher Festtag, als inmitten dieser Ruinen 
die Grafschaft Tecklenburg am 17. Mai 1857, in Gegenwart Sr. 
Majestät des Königs, das 150 jährige Jubiläum ihres Anfalls, 
an Preußen feierte. — An der Stelle, wo früher das stolze Schloß 
mit seinen Türmen und Zacken sich erhob, finden wir jetzt nur noch 
Trümmer und verwitterte Ruinen; aber diese rufen auch jetzt 
noch Verwunderung in uns wach über die einstige Größe
	        
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