Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

Bater uns so viel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? 
Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und Ihr 
brecht das Recht! Das thut Otto nicht, sagt mein Vater!" — 
„Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der 
König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte 
auf seinem ernsten Angesichte. „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr 
könnt ihn sehen," sagte .Hermann, „aber die Rinder hier hat mein 
Vater mir anvertraut, ich dars sie nicht verlassen, kann Euch also 
auch nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab 
vom Felde auf die Straße; denn der König schützet das Recht!" 
Und der König Otto, der Große genannt, gehorchet der Stimme 
des Knaben, denn der Knabe hatte recht, und reitet zurück aus die 
Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt; der 
König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: 
„Billung, gieb mir deinen ältesten Sohn mit, ich will ihn bei 
.Hose erziehen lassen; er wird ein treuer Mann werden, und ich 
brauche treue Männer!" Und welcher treue Sachse konnte einem 
Könige wie Otto eine Bitte versagen? 
So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, 
und als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?" 
da antwortete der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen, du 
bist der König, und du schützest das Recht!" 
Und Hermann Billung wurde nachmals Ottos treuer Freund 
und schützte wie sein König das Recht. Und als Otto die Ungarn 
danieder geworfen, alle seine Feinde bezwungen und Italien zum 
Reiche gebracht hatte, als sein Haupt mit der römischen Kaiserkrone 
geschmückt worden war, da verlieh er das väterliche Herzogtum 
seinem wackeren Kampsgenossen, dem Hermann Billung. Ändert- 
halb Jahrhunderte hat dessen Geschlecht im Sachsenlande geblüht. 
Tie Billnngen blieben Herzöge mit dem alten Nebentitel, den 
schon die Ludolfinger führten, „Herzog von Westfalen und Engern", 
bis der Mannesstamm mit Magnus Billung 1106 ausstarb. Zwischen 
dem ersten und dem letzten des Stammes fallen Bernhard I. II. III. 
und Ordulf. Alle vier breiteten ihre Macht aus, führten vielfache 
Kriege und errangen sich immer große Unabhängigkeit vom Kaiser.
	        
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