Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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Kopfe heraus und wollte wegwitschen; aber die Eule trat gleich 
davor, und er zog den Kopf wieder zurück. Dann that die Eule 
das eine Auge wieder auf und das andere zu und wollte so die 
ganze Nacht abwechseln. Aber als sie das eine Auge wieder zu- 
machte, vergass sie, das andeère aufzuthun, und sobald die beiden 
Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald und 
schlüpfte weg. 
Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen 
lassen, sonst sind die anderen Vögel hinter ihr her und zerzausen 
ihr das PVell. Sie fliegt nur zur Nachtzeit aus, hasst aber und 
verfolgt die Mäuse, weil sie solche böse Löcher machen. Auch 
der kleine Vogel lässt sich nicht gerne sehen, weil er fürehtet, es 
ginge ihm an den Kragen, wenn er erwischt würde. Er schlüpft 
in den Zäunen herum, und wenn er ganz sicher ist, ruft er wohl 
zuweilen: „König bün ick!“ und deshalb nennen ihn die andern 
Vögel aus Spott Zaunkönig. Niemand aber war froher als die 
Lerche, dass sie dem Zaunkönig nicht zu gehorchen brauchte. Wie 
sich die Sonne blicken lässt, steigt sie in dieé Lüfte und ruft: „Ach, 
wo is dat schöõn! Schön is dat, schön, schõnl Ach, wo is dat schön!“ 
RBrũder Grimm. 
194. Die Lerche. 
Die Schatten der Nacht bedeckten das Feld; Ruhe und Schweigen 
liegt auf der weiten Flur; kaum ein Blättchen des sprossenden Getreides 
schwankt im Zuge der kühlen Luft. 
Da dämmert es allmählich im Osten; die Sonne sendet ihre ersten 
Strahlen zu den Wolken, die wie weiße Lümmchen droben am tiefblauen 
Himmel den Morgenstern als ihren Hirten umlagern. 
Zwischen den dunklen Schollen des Ackers regt es sich; ein Lerchen— 
pärchen hielt daselbst die Nachtruhe. Das Männchen hüpft auf einen 
Erdhügel; seinem Rufe antwortet das Weibchen. Sie sagen sich: 
„Guten Morgen!“ und wünschen sich Glück zur Ankunft im Heimatlande. 
Erst gestern kamen sie an. Noch ist's Februar. Ende Oktober 
zogen sie fort mit den Gefährten nach milden Ländern, gen Mittag. 
Im Süden Deutschlands verlebten sie die unfreundlichste Zeit des düstern 
Winters, nur wenige von der Schar wagten sich über die Alpen nach 
den milden Gebieten des Mittelmeeres. Noch ist kein Sänger des 
Waldes zurück; Nachtigall und Kuckuck weilen noch fern — nur die 
Lerche kam wieder. 
Da sitzt sie auf der Scholle wie auf ihrem Wartturme, schüttelt 
die Federn und putzt die staubigen Schwingen; jetzt breitet sie die
	        
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