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Die Größe Belgiens (29 455 qkm) kommt ungefähr der Größe von
Baden und Elsaß-Lothringen zusammengenommen gleich. Es hat 7 Million
Einwohner.
Die V o d e n g e st a l t des Landes kannst du von der Karte lesen. — Im
Südosten Eebirgsland, die Ardennen. Im Nordwesten Tiefland. — Zwei
wasserreiche Ströme durchziehen das Land, im nordwestlichen Teile die
S ch e l d e. im südöstlichen Teile die Maas. Die letztere stellt die Verbindung
Zwischen Frankreich (Paris) und Deutschland (Berlin) her. Zeige die Richtung
und Mündung der Flüsse und suche ihre Nebenflüsse! — Die schiffbaren Flüsse
werden durch ein ausgedehntes Kanalnetz (49 Kanäle von etwa 8000 km
Länge) miteinander verbunden. Das ist für die Schiffahrt äußerst förderlich,
für das Vorwärtskommen feindlicher Truppen aber sehr hinderlich. — Denkt
an das Überschwemmungsgebiet? — Suche die größten Städte auf der .Karte
und solche, die dir durch den Krieg bekannt geworden sind.
Belgien ist ein sehr reiches, gesegnetes Land. In der Ebene hat es saftige
Weiden, worauf die berühmten belgischen Pferde und Ninder grasen. In dem
Hügelland dagegen wird fleißig I n d u st r i e getrieben. Der Boden gibt alles,
was für dieselbe notwendig ist, Kohlen und Eisen. Bedeutend ist die Baum-
woll- und Leinenindustrie. Die Brüsseler Spitzen sind weltberühmt. In der
Waffenfabrikation tut Belgien sich ganz besonders hervor. Fast in jedem Hause
findet man Waffen vor; Frauen und Kinder sogar verstehen, damit umzugehen.
Ihr habt von solchen Fällen in nicht rühmenswerter Weise reden hören.
Daß ein solch reiches Land einen bedeutenden Handel hat, ist klar.
Wir hörten schon, daß feine Lage ihn noch begünstigt. Es selbst förderte ihn
durch ein sehr dichtes Eisenbahnnetz. Kein Land hat verhältnismäßig so viele
Bahnen. Die Gesamtlänge derselben beträgt 8660 km. Antwerpen ist der
Mittelpunkt des überseeischen Handels.
Ein so reiches Land kann schon viele Menschen ernähren. Es ist daher
eines der dichtbevölkertsten Länder. Auf 1 qkm kommen dort 250 Menschen, in
Deutschland nur 120.
Die Bewohner Belgiens find aus hartem Holze geschnitzt, sogenannte
Dickköpfe. Das haben sie auch durch ihre Hartnäckigkeit unserm freundlichen
Anerbieten gegenüber gezeigt. Zwei Volksstämme wohnen in Belgien: in der
Ebene die ernsten, ruhigen Flamen, von den Nh einsranken abstammend;
im Hügelland die fleißigen, leicht erregbaren Wallonen (Walen — Welschen
— die Fremden). Man sagt von den Belgiern, daß sie leicht roh werden.
Nun, der Krieg hat dies in erschreckender Weise bestätigt. Erinnert euch der
Greueltaten, von denen die Zeitungen berichteten! —
Daß Belgien trotzdem ein Land der Kunst ist, beweisen die herrlichen
Baudenkmäler sowie unzählige Meisterwerke der Bildkunst, die wir dort
vorfinden. Sie stammen hauptsächlich von flämischen Künstlern. Ihre Kunst
ist eine echt nordische, germanische. Die Blütezeit der flandrischen Kunst war
im 15. Jahrhundert. Sie zeichnete sich aus durch Wahrheit, Natürlichkeit und
Deutlichkeit der Darstellung. Später ahmten die niederländischen Maler die
italienische Kunst nach. Sie verloren dabei ihr Bestes, die Wahrheit der Dar¬
stellung. Im 16. Jahrhundert hat der Maler Peter Paul Rubens die nieder¬
ländische Kunst wieder zu Ehren gebracht. — Die Baudenkmäler zeigen vielfach