Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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75. Birke und Tanne. 
Birke. 
Du alte Tanne im dunklen Kleid, 
du solltest dich schämen zur Frühlingszeit! 
Sieh, wie ich mit festlichem Grün mich geschmückt, 
daß jeder mich voll Freude erblickt! 
Bald kommt das Pfingstfest, da wirst du mich sehn 
als Zierde vor jedem Hause stehn. 
Doch deine ernste, finstre Gestalt 
begehret keiner im ganzen Wald. 
Tanne. 
O Birke, prahle nicht so kühn 
mit deinem schönen, jungen Grün! 
Wohl trag' ich Winters- und Sommerszeit 
dasselbe schlichte, dunkle Kleid; 
doch wenn ich im Herbst noch grüne am Hügel, 
steckst du als Rute schon hinter dem Spiegel. 
O, wie die Kinder dich fliehn erschrocken! 
Ich aber in meinen krausen Locken 
darf als Christbaum zu ihrem Behagen 
die schonen Weihnachtslichter tragen. 
Agnes Franz. 
76. Äm Weihnachtsabend. 
1. Ach, wie unendlich lang ist heut der Tag! 
Die Kinder zählen jeden Glockenschlag. 
Nun endlich doch verglüht hoch überm Tal 
im Westen sanft der Sonne goldner Strahl. 
2. „Sieh, Schwesterlein, nun wird es draußen Nacht; 
schon ist ein goldnes Sternlein aufgewacht, 
ein zweites jetzt und mehr und immer mehr. 
Dort wohnt das Christkind mit dem Engelheer." 
3. Die Kleine spricht: „Kennt' ich nur seinen Stern! 
Vom Himmel fliegen säh' ich's gar zu gern; 
doch weiß ich wohl, die Mutter sieht's allein, 
es huscht ganz heimlich in das Haus hinein."
	        
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