Object: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

69. Die Johanniter und die Templer. 
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schen Flotten und die engere Verbindung mit Antiochien, Edessa und Tripolis 
bezeichnen, so wie andererseits die Spaltungen unter den seldschukischen 
Fürstenthümern und der Verfall des ägyptischen Reiches die Aussichten der 
Saracenen mehr und mehr verringerten. Es wäre ungerecht, Gottfried aus 
seinen geringen Erfolgen einen Vorwurf zu machen, aber das Verdienst 
seiner Nachfolger würde man ebenso grundlos beeinträchtigen, wenn man 
ihn, und nicht Balduin I. für den rechten Gründer, so wie Balduin II. für 
den Vollender dieser Dtonarchie ansehen wollte. 
09. Die Johanniter und die Templer. 
(Nach Friedrich von Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, 
mit Zusätzen vom Herausgeber.) 
a. D ie Johanniter. 
Die Johanniter, welche sich später Rhodiser-Ritter und zuletzt Mal- 
teser-Ritter nannten, waren Anfangs eine Vereinigung barmherziger Brüder 
zur Krankenpflege in Jerusalem, die sich bald zu einem souverainen Staate 
erhob und ihren Einfluß über ganz Europa ausbreitete. So oft dieser älteste 
der geistlichen Ritterorden der Auflösung nahe war, ging er doch aus jeder 
Gefahr ruhmvoll hervor, bis er endlich in unseren Zeiten des Kampfes des 
Neuen mit dem Alten zwar nicht gänzliche Zertrümmerung, aber doch eine 
Zersplitterung erlitt, so daß er nur noch in einzelnen Zweigen (in Böhmen 
und Rußland) als ein Schattenbild seiner einstigen Größe fortlebte. 
Um den Pilgern nach Jerusalem gegen die Bedrückungen, welche sie 
nicht bloß von den Mohammedanern, sondern auch von den griechischen 
Christen dulden mußten, einen wirksamern Schutz zu verleihen, als bis dahin, 
vereinigte sich eine Anzahl Kaufleute aus der neapolitanischen Stadt Amalfi, 
welche im 11. Jahrhundert bedeutenden Handel nach Palästina trieb; sie 
wußten sich vom Khalisen, der in den Wallfahrten eine ergiebige Quelle 
seiner Einkünfte sah, die Erlaubniß zu verschaffen, nicht fern vom heiligen 
Grabe ein Haus für die Aufnahme und Pflege der Pilger zu erbauen, 
welches sie das Hospital zum h. Johannes nannten. Hier wurden 
Pilger, Kranke und Hülfsbedürftige der verschiedensten Religionsparteien 
gepflegt und unterstützt. Viele Abendländer zogen aus frommem Antriebe, 
die Pflichten eines Christen mit Aufopferung zu erfüllen, dahin, und beim 
ersten Kreuzzuge entschlossen sich viele Edle aus dem Heere Gottfried's 
von Bouillon, mit dessen Genehmigung, in dem (1099) eroberten Jerusalem 
zurückzubleiben, um sich zur Ehre Gottes dem Dienste der Kranken zu wid¬ 
men. Der Patriarch von Jerusalem legte den Brüdern selbst ein einfaches
	        
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