Leben und Wohnen der Europäer in Ostindien. 191
dem riesigen Palmenwedel mich zu fächeln hat und Moskitos und an⸗
dere lästige geflügelte Insekten wie eine Windsbraut davonjagt. Eine
ganze Schar männlicher Diener besorgen die sonstigen Hausgeschäfte,
und alle Arbeiten sind genau unter sie verteilt. Zwei bedienen bei
Tisch, tragen das eisgekühlte Getränk herbei, besorgen Aufträge,
Briefe u. s w.; ein anderer ist Kutscher, ein dritter Stallknecht, der
vierte ist Lampenputzer. „Aber doch nicht Lampenputzer allein, ohne
sonstige Geschäfte?“ fragt Ihr. Freilich hat er ausschließlich die
Lampen zu besorgen, und Ihr dürft seine Thätigkeit ja nicht uͤnter—
schätzen. Während nämlich bei Euch zu Hause entweder die schnell
entzündeten Gaslampen keiner täglichen Wartung bedürfen, oder in
einem großen Haushalte, in welchem eine Gasleitung fehlt, im höchsten
Falle sechs oder acht Lampen täglich zu reinigen ünd zu füllen find,
hat unser Lampenputzer mindestens vierzig bis fünfzig Petroleum—
lampen zu besorgen und in stets tadellosen Zustande zu erhalten. Ein
Gärtner pflegt unseren Blumengarten, hält die Wege unseres Palmen—
haines in musterhafter Ordnung und sorgt für die herrlichsten Tafel—
bouquets. Der letzte, aber nicht der unbedeutendste in der Dienerschaft
ist der Thürsteher, welcher die uns besuchenden Herrschaften anmeldet,
bis an das Empfangszimmer geleitet und später wieder an die Haus—
thür zurückführt, und der ein wachsames Auge für Haus und Hof
und die ganze Umgebung hat. Die sämtlichen aufgezählten dienstbaten
Geister sind in sieben großen Räumen untergebracht. Außer einem
verhältnismäßig hohen Lohn erhalten sie nur eine bestimmte Menge
an Reis und haben im übrigen für ihre Beköstigung selbst zu sorgen
und ihre Speisen selbst zuzubereiten. Ihre Arbeit vollziehen sie fleißig
und treu. Ihr seht, daß ich Vorsteherin eines recht ansehnlichen Haus—
standes bin. Erschrecken dürft Ihr aber weder vor der kaffeebraunen
Farbe meiner Diener und Dienerinnen, noch auch vor dem, was man
hier unter Haustieren versteht. Da findet Ihr nicht nur Ochsen,
Rehe, Pfauen und Papageien, sondern gelegentlich auch unschädliche
Schlangen. Ja kürzlich küßte mir eine junge Negerkatze die Hand, als
wir bei einem hohen Herrn Besuch machten.
Doch nun wieder zur Schilderung unseres Tageslaufes zurück.
Die Mittagszeit kommt heran, und schon sollen wir wieder eine Mahl—
zeit einnehmen. Es ist dies die sogenannte Reistafel, so genannt, weil
abgekochter Reis dabei eine Haupttolle spielt. Derselbe wird auf die
verschiedenste Weise gewürzt und schmackhaft gemacht. Die Zuspeisen
sind Gemüse, und zwar sowohl konservierte europäische, als auch frische
inländische, z. B. Palmkohl, Bambusspitzen u. s. w, die sehr sein
schmecken. Den Nachtisch des reichen Mahles, bei dem gebratenes Ge—
flügel und andere Fleischspeisen und ftark! mi spanischem Pfeffer
Lwürzte Gerichte aufgetragen werden, bilden herrliche Früchte, die auf
Java zu jeder Zeit zu bekommen sind und auf keiner Tafel fehlen.
Von ihnen erwähne ich nur die goldgelben, saftstrotzenden Ananas, die
nach deutschen Gelde kaum 10 Pfennig kosten, und eine andere wunden
bare Frucht, Mango genannt. Sie wächst auf einem großen, überall