Bilder au» Süd-Europa.
der Paläste einen großartigen Schmuck. Besonders schön erscheinen sie
in der Nähe von Fontänen. Die steigende, fallende Wassergarbe, das
zauberische Farbenspiel von Myriaden sonnendurchstrahlter Tropfen,
das üppige Grün der Moose und Lilien stellt hier ein sröhliches^
unerschöpfliches Leben neben die erhabene, eiusam schweigende Todes¬
schwermut. Doch nirgends machen diese in sich geschmiegten Bäume
vielleicht eine so tiefe Wirkung wie in den Vorhöfen und Umgebungen
der Klöster. An die Cypresse reiht sich die Pinie Eine rotschimmernde,,
rebeu- und ephenumsponnene Säule, am Wipfel die Aste schlaugeu-
förmig hervorbrechend und darüber im breiten Schirme die bläulich-
grüne Krone — so steht dieser schlanke Baum als einer der edelsten
des Südens da, und mit Recht lassen ihn die Maler auf italischen
Landschaftsbildern nie sehlen. Schon aus den Wandgemälden von
Pompeji herrscht er neben der Cypresse sast ausschließlich. Gern sucht
er die sandige, felsige Küste, er spiegelt sich in dem Meere, dessen
Farbe seine Nadeln schmückt, und durchschneidet es als windbeflügelter
Kiel. Ein Schmuck der Villen ist der Erdbeerbaum, dessen hochrote
Frucht der Erdbeere gleicht. Das deutsche Obst, als Kirschen,
Pflaumen, Äpfel, Birnen, Aprikosen und Pfirsiche, gededeiht hier in
bei weitem größerer Fülle, ohne jedoch schmackhafter zu werden. In
allen Gürten findet sich auch der höchst zierliche Pfefferbaum mit
kleinen, schmalen, weideartigen Blättern und Büscheln erbsengroßer,
glänzendroter Beeren mit schwarzen, fleischlosen Kernen. An Mauern
und Felsen trifft man die nur wenige Fuß hohe K a p e r n st a u d e, deren
Blumenknospen eingemacht als Znthat zu Speisen dienen. In Menge
wächst wild das Süßholz, eine mannshohe, strauchartige Pflanze^
deren lange, kriechende Wurzel den Saft zum Lakriz liefert. Der
Baumwollenst rauch gedeiht in der Umgegend Neapels und erreicht
eine Höhe von drei Fnß. Er braucht zwei Jahre, um zu wachsen uud
zur Reise zu kommen; dann trägt er nußgroße Kapseln, aus denen
die reine Wolle glänzend weiß hervorquillt. Noch verdienen die
T a m a r i n d e n b ü s ch e mit wohlriechenden. in lange Trauben herab-
hangenden weißen Blüten und der Judasbaum, welcher, purpurrot
blühend, Felsen und Bergwände schmückt, Erwähnung. Endlich dürfen
auch die Aloen und Kaktus nicht vergessen werden.
„Mit spitzen dunklen Blättern
Trotzt auf dem kahlen Fels die Aloe den Wettern"
(F. Freiligrath)
und treibt im Lauf der Zeit einen armdicken, 30 Fnß hohen Schaft..
Die ftarkgedruugenen Kakteen, die „Quellen der Wüsten", scheinen sich
in Italiens gesegneten Landstrichen ebenfalls recht gut zu gefallen.
Das pflanzliche Grün verbleicht bei ihnen zn einem Bleigrau; die
Blattbildung hört ganz auf. Dagegen entwickelt sich der saftstrotzende
Stamm in einem unerschöpflichen Spiel der seltsamsten Gestalten.
A. Knapp u. H. Stahl.