Full text: Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches (Bd. 2)

Die Pyrenäen und ihre Bewohner. 
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rück. Wo ist in den Pyrenäen ein Genfer-, Tuner- oder Bierwald- 
städtersee? Das viel gerühmte anmutige Thal Camp an, wie weit 
wird es übertroffen durch die Gegenden von Jnterlaken und Luzern? 
Der gewaltige Cirkus von Gaverne mit seiner hohen Cascade, am 
Fuße des schneebedeckten Mont Perdu, darf sich nicht messen mit der 
Gletscherwelt der Allse blanche oder dem Falle der Tosa. 
Auch hinsichtlich dessen, was den Gegenden mehr als irgend etwas 
anderes Leben giebt, hinsichtlich der Tierwelt und des Menschen, be- 
haupteu die Alpen den Vorrang vor den Pyrenäen. Zwar haben 
beide Gebirge den Steinbock, die Gemse und das Mnrmeltier gemein, 
aber die unvergleichlichen Herden der Schweizer und Tiroler Alpen über- 
treffeu weit den Viehstand in den Pyrenäen. Auch verleiht die durch 
geschmackvolle Tracht gehobene und mit körperlicher und geistiger Stärke 
verbundene Schönheit der Bewohner eines großen Teils der Alpen 
diesen einen unbeschreiblichen Reiz, der den Pyrenäen mangelt. Ein- 
fachheit und Reinheit der Sitten sind in den Pyrenäen besonders durch 
den verderblichen Einfluß des Kouterbaude-Handels, nicht weniger als 
in manchen Teilen der Alpen durch die zur Üppigkeit und zur Annahme 
der Gewohnheiten des Auslandes verleiteten Scharen durchziehender 
Fremdlinge zurückgedrängt nnd suchen in den verborgenen Thälern Schntz. 
2. 
Zu beiden Seiten der Pyrenäen wohnt das Volk der Basken. 
Das spanische „Baskonien" umfaßt die ganze Provinz Guipuzeoa, 
fast gauz Biskaya, einen großen Teil von Navarra und etwas mehr 
als ein Viertel der kleinen Provinz Alava. Das französische 
Baskenland bildet weniger als die Hälfte und mehr als ein Drittel 
des Departements der Unterpyrenäen; dasselbe umfaßt beinahe das 
ganze Arrondissement von Bayonne und den größten Teil des Arron- 
dissements von Maulsou. 
Das spanische Baskenland besteht aus zwei Teilen. In dem einen, 
der einen zentralen Gebirgsstock bildet, spricht und kennt das Volk nur 
Baskisch; iu dem andern, einer Übergangszone, wird Baskisch und 
Kastilianisch gesprochen. Diese im Osten und Westen ziemlich breite 
Zone wird in der Umgegend von Vittoria enger nnd wird es noch 
mehr nordöstlich von Pampelona, wo sie so ziemlich ein Ende nimmt; 
aber zum Baskenlande gehört sie unbestreitbar. 
Dieser Landesteil wird wohl bald ganz kastilianisch werden. Das 
Spanische ist amtliche Sprache, allgemein im Handelsverkehr, jedermann 
versteht sie bereits, und so ist leicht abzusehen, was nicht ausbleiben 
wird. Das Baskische weicht immer mehr nach Norden zurück, und so- 
mit setzt sich eine Bewegung fort, welche bereits zu Anfang unseres 
Jahrhunderts in dieser Richtung begonnen hat. Man braucht nur um 
ein oder zwei Menschenalter zurückzublicken, um dieses Zurückweichen zu 
verfolgen. 
In Frankreich haben die Dinge einen ganz andern Verlauf ge- 
uommeu. Hier ist die baskische Sprachgrenze viel regelmäßiger. Aller¬
	        
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