Object: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

Bücher: Die geschichtliche Entwicklung der modernen Volkswirtschaft. 129 
bis zum Konsumenten zurückleget!. Unter diesem Gesichtspunkte gelangen 
wir dazu, die gesamte wirtschaftliche Entwicklung, wenigstens für die zentral- 
und westeuropäischen Völker, wo sie sich mit hinreichender Genauigkeit 
historisch verfolgen läßt, in drei Perioden zu teilen, nämlich in die Periode 
der geschlossenen Hauswirtschaft, in welcher die Güter in derselben Wirt¬ 
schaft verbraucht werden, in der sie entstanden sind, in die Periode der 
Stadtwirtschaft, in welcher die Güter aus der produzierenden Wirtschaft 
unmittelbar in die konsumierende übergehen, und in die Periode der Volks¬ 
wirtschaft, in welcher die Güter in der Regel eine Reihe von Wirtschaften 
passieren müssen, ehe sie zum Verbrauch gelangen. Die Ausbildung der 
Volkswirtschaft ist im wesentlichen eine Frucht der politischen Zentralisation, 
welche an der Wende des Mittelalters mit der Entstehung territorialer 
Staatsgebilde beginnt und in der Gegenwart mit der Schöpfung des natio¬ 
nalen Einheitsstaates ihren Abschluß sindet. Die wirtschaftliche Zusammen¬ 
fassung der Kräfte geht Hand in Hand mit der Beugung der politischen 
Sonderinteressen unter die höheren Zwecke der Gesamtheit. 
In Deutschland sind es die größeren Territorialfürsten, welche die 
moderne Staatsidee im Kampfe mit dem Landadel und den Städten zum 
Ausdruck zu bringen suchen, freilich vielfach unter großen Schwierigkeiten, 
namentlich wo die Territorien arg zersplittert waren. Schon seit der zweiten 
Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts bemerken wir hier mancherlei Anzeichen 
eines engern wirtschaftlichen Zusammenschlusses: die Schaffung einer Landes¬ 
münze an Stelle der vielen städtischen, den Erlaß von Landesorduungen 
über Handel, Märkte, Gewerbebetrieb, Forstwesen, Bergwerke, Jagd und 
Fischerei, die allmähliche Ausbildung des fürstlichen Privilegien- und Kon¬ 
zessionswesens, den Erlaß von Landrechten, welche größere Rechtseinheit 
herbeiführten, die Entstehung eines geordneten Staatshaushaltes. 
Während aber in Deutschland noch jahrhundertelang die landschaftlichen 
Interessen vorwiegen und an diesen die Anstrengungen, welche die Reichs¬ 
gewalt in der Richtung einer nationalen Wirtschaftspolitik machte, kläglich 
scheiterten, sehen wir die westeuropäischen Staaten, Spanien, Portugal, 
England, Frankreich, die Niederlande, seit dem sechzehnten Jahrhundert auch 
schon äußerlich als einheitliche Wirtschaftsgebiete dadurch hervortreten, daß 
sie eine kraftvolle Kolonialpolitik entfalten, um die reichen Hilfsquellen der 
neuerschlossenen überseeischen Gebiete sich zunutze zu machen. 
In allen diesen Ländern tritt, wenn auch in verschiedener Stärke, der 
Kampf mit den Sondergewalten des Mittelalters hervor, dem großen Adel, 
den Städten, Provinzen, geistlichen und weltlicheu Korporationen. Zunächst 
handelt es sich ja gewiß um Vernichtung der selbständigen Kreise, welche 
sich der politischen Zusammenfassung hemmend in den Weg stellten. Aber 
Deutsches Lesebuch, Prima. 9
	        
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