Full text: Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches (Bd. 2)

Kopenhagen. 
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Der Christianshafen und ganz Kopenhagen sind mit Festungswerken 
umgeben, deren wasserreiche Gräben vom Meere gespeist werden. 
Überhaupt mutz man sagen, daß das tiesblaue Meer mit seiner 
großen Schisfsheerstraße, die Blicke darüber hinaus bis an die gelben 
schwedischen Küsten und der herrliche Baumschmuck, welcher Kopenhagen 
umgiebt, voll großer Schönheit sind. Seeland heißt nicht mit Unrecht 
„das grüne", und wer die ganze Pracht eines nordischen Buchenwaldes 
kennen lernen will, der muß die Wälder durchstreifen, welche sich über 
einen Teil der Insel erstrecken. 
Die dänische Hauptstadt liegt in einer vollkommenen Flüche, welche 
ganz vorzüglich angebaut ist, aber eintönig aussieht. Kein Fluß oder 
Bach ergießt sich hier ins Meer; Kopenhagen muß mit Trinkwasser 
ans einigen kleinen Landseeen versorgt werden, da die Brunnen sümt- 
lich sumpfig und salzhaltig sind. — Von der Südseite her gerät der 
Fremde in den vornehmsten, langweiligsten und ödesten Teil der Stadt. 
Die langen Straßen stehen voll halbverlassener Häuser und Paläste. 
Zum Teil gehören sie vornehmen, alten Adelsgeschlechtern, welche sie 
nicht bewohnen, zum Teil sind sie königliches Eigentum, wie die Paläste 
der Amalienstraße, oder es sind Staatsgebäude, in denen die ver- 
schiedenen Bureaux der Beamten untergebracht sind. Wenige Menschen 
kommen hierher; denn hier giebt es wenige Geschäfte. Von dem großen 
und schönsten „Platze, Königs Neumarkt, aus laufen die beiden 
Hauptstraßen Öfter- und Gotengade in den lebendigsten und gewerb- 
reichsten Teil der Stadt und in ein Gewimmel von Gassen und Gäßchen, 
welche sie durchkreuzen. 
Unter den Gotteshäusern macht sich die Erlöserkirche dadnrch be- 
merkbar, daß ihr 9 m hoher Turm von außen bis zur Spitze mit einer 
Wendeltreppe umgeben ist. In der Frauenkirche sind Christus und die 
Apostel, von Thorwaldsen gemeißelt, aufgestellt und ziehen unsere Be- 
wundernng auf sich. Vier königliche Schlösser, mehrere Palais, die 
Universität, die Akademie der Wissenschaften, das polytechnische Institut, 
mehrere Gymnasien und Militärschulen sind nennenswert. Höchst sehens- 
wert ist Thorwaldsens Museum, in welchem viele Statuen, Büsten ic. 
stehen. Diese Kunstwerke, sämtlich Arbeiten von Thorwaldsen, sind 
teils in Gipsabgüssen, teils im Original aufgestellt. Thorwaldsen wurde 
in Kopenhagen geboren und lebte von 1770—1844. Das Streben nach 
Bildung ist den Kopenhagenern in hervorragender Weise eigen, weshalb 
es auch eine Menge von Lehranstalten giebt. 
Daß die Kopenhagener neben ihren ernsten Bestrebungen auch 
lebenslustige Leute sind, geht aus der großen Zahl ihrer Vergnügungs- 
orte hervor, welche sich in der Nähe der Stadt fast alle an einer 
Seite vor dem Westthor zusammendrängen. Gleich dicht am Stadt- 
walle hat ein erfinderischer Kops in solchen Dingen das größte von 
allen angelegt und „Tivoli" in beliebter Weise genannt. Die Ein- 
richtuugeu sind wirklich großartig, und gegen geringes Eintrittsgeld hat 
man Theater,^ Konzert. Feuerwerk, Rutschbahnen, Karussell, Scheiben- 
schießen, Wasserfahrten und eine ganze Reihe anderer Vergnüglichkeiten
	        
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