Full text: Bilder aus dem Deutschen Reiche (Bd. 3)

Aus dem Lahnthale. 
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Bei Nieder-Lahnstein, unterhalb der Burg Lahneck, erreicht 
die Lahn den Rhein. 
An Großartigkeit wird das Lahnthal von vielen Gegenden über- 
troffen, aber kaum an Anmut und lieblichem Wechsel der Landschafts- 
bilder; die letzteren haben durch die zahlreichen Eisenbahntunnel noch 
wesentlich gewonnen. Schon Goethe hat das Lahnthal, das er als 
Jüngling durchwanderte, begeistert gepriesen, und in sein Lob stimmen 
alle gern ein, welche neuerdings einen Blick in seine Gründe gethan 
und seine Berghöhen bestiegen haben. 
2. 
Das deutsche Land ist reich an Mineralquellen, welche von Kranken 
und Schwachen aufgesucht werden, die dort Genesung und Kräftigung 
finden möchten. Kein Teil Deutschlands aber ist reicher an solchen 
wohlthätigen Gesundbrunnen, als der Rheingau, die herrliche Gegend 
zwischen dem Rhein, der Lahn und dem Main. Mehr als vierzig Heil- 
quellen sprudeln im Taunus, dem schönen, mit prächtigem Laubwald 
geschmückten Gebirge, welches den Rheingau durchzieht. Da liegeu 
Homburg und Soden, Wiesbaden und Schlangenbad, Selters und Ems. 
Eins der berühmtesten von allen Bädern des Taunus und des ganzen 
deutschen Landes überhaupt ist Ems. 
Zwischen dem Taunus im Süden und dem Westerwald im Norden 
fließt die Lahn dem Rheine zu, überall von ihrer Quelle bis zu ihrer 
Mündung von Bergen umschlossen. Nicht weit von ihrem Ausflusse 
zieht sich an ihren Ufern in einer besonders reizenden Gegend des 
Thales die Stadt Ems hin. 
Was hat hier die Reihe stolzer, prächtiger Hänser entstehen lassen 
und den Namen der Stadt weltberühmt gemacht? Es sind die warmen, 
dampfenden Quellen, die zahlreich aus dem Boden hervorsprudeln und 
deren Wasser teils genossen wird, teils zu Bädern dient, die Quellen, 
denen Tausende und aber Tauseude Labung, Stärkung und Wieder- 
Herstellung ihrer Gesundheit verdanken. 
Als die Römer noch vor Christi Geburt unter Drnsus in diese 
Gegend kamen, lernten sie auch die warmen Quellen kennen. Da sie 
an das Baden in warmen Wassern gewöhnt waren, benutzten sie diese 
und erbauten sich dort Badehalleu. Mancherlei Überbleibsel von Münzen, 
Krügen, Töpfen und anderen Gegenständen bezeugen noch heute die 
Anwesenheit der Römer, uud vielfach aufgefundene Steine mit Inschriften 
sagen uns, daß hier auch die 23. Legion ihr Standquartier hatte, welche 
an der Zerstörung Jerusalems (im Jahre 79 nach Chr.) teilnahm und 
danach an den Rhein verlegt wurde. Dreihundert Jahre dauerte die 
römische Herrschaft im Rheingau, und nach dieser Zeit weiß man Jahr- 
hunderte lang wenig von dem Bade Ems. Seit fünfhundert Jahren 
aber sind seine Wasser wieder mehr und mehr in Gebrauch gekommen, 
und heutigestags ziehen alljährlich viele Tausende nach der freundlichen 
Lahnstadt, um von ihren berühmten Quellen zu trinken oder sich in 
denselben zu baden.
	        
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