Das bergische Land. 145
Weitere 98 Stufen der Wendeltreppe führen auf die am Fuße des
Daches liegende oberste Galerie, die in einer Länge von 500 in den
Ban umfaßt. Von der Großartigkeit der einzelnen Teile, die oon unten
in den zierlichsten Verhältnissen erscheinen, giebt nichts eine klarere An-
schauung als der den First des Daches krönende vergoldete Kamm und
das die äußerste Spitze des Chores schmückende Kreuz. Ein Hinabblick
in das Innere des Chores, den wir durch eine Gewölbeöffnung genießen
können, ist von unvergeßlichem Eindruck. 94 Stufen geleiten uns zur
offenen Galerie des iu Eisen konstruierten Dachreiters oder Mittelturms,
die dem Auge eine unermeßliche Aussicht darbietet. Der ganze Bau
in seiner Grundlage liegt unter uns, wie er sich aus der Kreuzform
mit seinen Massen erhebt, um in den zierlichsten Gliederungen empor-
zuwachsen und in der alles besiegelnden Kreuzesblume zu eudigen. In
den Eckpfeilern der Türme führt eine Wendeltreppe auf das Krongesimse
des Oktogons an den Fuß des emporstrebenden Steinhelms. Wir stehen
am Fuße der Kreuzblumen, die, von unten gesehen, so winzig fast wie
zierliche Säulenknäufe anzuschauen, hier wie stattliche Bänme erscheinen.
In bläulichem Schimmer erblicken wir in weiter Ferne die Spitzen
des Siebengebirges; zu unseren Füßen dehnt sich nach allen Richtungen
die alte betürmte Rheinmetropole aus, strömt der spiegelglatte Strom
in schimmerndem Glänze dahin, liegen fruchtbare Äcker, grüue Wiesen
und dunkle Wälder. Wer einmal die Ruudschau vom Turm genossen,
dem wird unvergeßlich vor der Seele schweben jenes herrliche Wort des
verewigten Königs Friedrich Wilhelm IV.:
„Der Dom von Köln — das bitte ich zu Gott, rage über diese
Stadt, rage über Deutschland, über Zeiten, reich an Menschenfrieden,
reich an Gottesfrieden bis an das Ende aller Tage!" A. Sach.
23. Das bergische Land.
1. Wanderung durch das bergische Land. — 2. Elberfeld und Barmen.
2.
Gegen Norden bis an die Ruhr sich ausdehnend, gegen Osten von
der ehemaligen Grafschaft Mark begrenzt, gegen Süden die Ufer der
Sieg berührend und gegen Westen vom Rhein bespült, liegt das ehe-
mnlige Herzogtum Berg im nordwestlichen Teile unseres Vaterlandes.
Das Bergische bildet fetzt einen Teil der preußischen Rheinprovinz und
zwar deu südöstlichen des Regierungsbezirks Düsseldorf und den uard-
östlichen des Regierungsbezirks Köln.
Wer die Schweiz gesehen hat oder in Tirol umhergereist ist, wird
für das Läudcheu, welches der „Berger" seine Heimat nennt, den Namen
„Land der Berge" schwerlich gelten lassen. Gegen die Bergriesen der
Tiroler und Schweizer Alpen sind seine heimatlichen Berge nur Zwerge.
Mangelt aber dem Lande auch jeue Großartigkeit der Natur, fehlen
ihm auch jene erhabenen Fernsichten, so bietet es doch auch manche
Meyer, Lesebuch der Erdkunde III. 10