Full text: [Bd. 1, Abth. 1] (Bd. 1, Abth. 1)

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Zur physischen Geographie. 
einer verhältnißmäßig wenig bewegten Meeresfläche zusammengedrängt werden 
und einen schwimmenden, in wunderbarer Fruchtbarkeit fortwachsenden Teppich 
bilden. Es sind gewissermaßen Prärieen des Meeres, und man hat sie nach 
dem zuerst schon durch Columbus bekannt gewordenen und lange für das 
einzige gehaltenen Beispiele die S a r g a s s o m e e r e *) genannt. Es sind aber 
jetzt im Ganzen fünf solcher Sargassomeere bekannt. 
*) Diesen Nanien führen sie von dem eben dort in mächtigen Bänken anfgehänften 
Beerentang (Sargassum baccifemm). Es sind kleine verästelte, mit Blasen wie mit Beeren 
bedeckte Büschel von bräunlich oder gelblich grüner Farbe. „Man fand schon am frühen 
Morgen so viele Pflanzen," sagt Columbus in seinem Tagebuche, „daß das Meer fast wie 
mit einer festen Masse bedeckt schien." Und in der That giebt es vielleicht auf der ganzen 
Erde keine zweite, so ausgedehnte Anhäufung geselliger Pflanzen ein und derselben Art, 
als diese Danzwiesen. Man mag sich hierbei wohl der mittelalterlichen Sage vom Leber 
meer, d. h. von dem geronnenen, gallertartigen Meere, dem wäre eonerewm erinnern. 
2. Eßße und Fsut. 
i. 
Vorstellungen der Alten. 
Denn das Meer gleicht den lebenden Geschöpfen, 
und wie diese beständig ein - und ansathmen, 
ebenso flutet auch jenes in beständiger Kreisbe- 
wegung aus sich heraus und wieder in sich zurück. 
Strabo, Erdbeschreibung I, 3. 8. 
Es läßt sich nicht bezweifeln, daß schon in den ältesten Zeiten, sobald 
nur der Mensch zu geistiger Selbstthätigkeit erwacht war, der Anblick des 
Oeeans für ihn einer der ersten Gegenstände forschender Betrachtung gewesen. 
Er sah die flüssige Masse auf- und niederwogen, und obwohl er weder ihre 
Ausdehnung noch ihre Tiefe zu messen vermochte, mußte er doch bald gewisse 
regelmäßige, periodische Bewegungen derselben wahrnehmen; er mußte sehen, 
wie ihre Fluten täglich stiegen und am Strande emporschwollen, um ebenso 
wieder zu fallen und zurückzuweichen, und konnte sich schließlich der Frage 
nach den hier wirkenden Ursachen nicht entziehen. 
Inzwischen sind freilich diese Schwingungen des Oeeans grade in den: 
jenigen Meere, an dessen Gestade die großen Enltnrvölker des Alterthums 
langehin gefesselt blieben, nur in geringerem Maße bemerkbar, da die Fluthöhe 
dort nur selten und nur an einzelnen Punkten zu einigen Fuß ansteigt.
	        
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