Full text: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

Krieg der Neuseeländer mit den Engländern. 161 
Beschluß dieses neuen Jahres: daß wir alles Land unveräußerlich zurück- 
erhalten werden, da noch immer einige Maori auf Landverkäufe sinnen, 
womit sie ihren Untergang nur beschleunigen. Es wird gesagt, ich sei der 
Anstifter, doch verhält es sich nicht so, fondern meine Leute selbst bestehen 
darauf. Wenn Ihr daher hört, daß jemand innerhalb der oben angegebenen 
Grenzen Land zu verkaufen gedenkt, fo achtet nicht darauf, denn alle Land- 
Verkäufe gelten als nichtig. Dies ist alles. Von Eurem Freund Wiremu 
Kingi Witi." 
Da die Engländer auf diese Warnung nicht achteten, fo brach ein 
heftiger Krieg zwischen ihnen und den Neuseeländern aus, bei welchem der 
Sieg nicht allemal auf Seiten der Europäer war. 
Anfangs hatten die Missionäre, welche in Neuseeland Bekehruugs- 
versuche anstellten, mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie 
stellten Häuser auf, die man in Australien gezimmert hatte, und konnten 
sie nur mit Mühe vor der Einäscherung beschützen; in ihren Gärten bauten 
sie europäische Gewächse an, aber die Eingeborenen kamen, zertraten sie 
und verwüsteten die Anlagen; oft drangen sie sogar bis in ihre Wohnungen, 
verschlangen gierig alles Eßbare darin, zerschlugen die Gerätschaften oder 
nahmen sie mit sich. Während der Nacht brachen Diebe bei ihnen ein, 
und einmal hatte ein solcher den Sohn des Missionärs an den Haaren ge- 
faßt und drohte ihn sofort mit der fchon erhobenen Axt zu töten, fobald 
der Vater ein Wort sprechen werde. Nicht selten schleuderte man einen 
Hagel von Steinen gegen die Häuser, stahl Vieh und Geflügel, riß die 
Umzäunungen nieder und zog dann lärmend davon. Hunderte von Ein- 
geborenen übersielen zuweilen einen einsamen Missionär mit fürchterlichem 
Gebrüll, hielten ihre Spieße gegen feine Brust, erhoben die Äxte und 
Streitkolben über seinen Kopf nnd verließen ihn nicht eher, bis sie zu be- 
merken glaubten, daß der geängstigte Mann eine gewaltige Meinung von 
ihrer Überlegenheit nunmehr gewiß haben werde. War es wohl ein Wun- 
der, daß viele dieser Männer Neuseeland mit zerrüttetem Körper verließen, 
um in der Heimat zu genesen? Andre blieben trotz alles Spottes und 
Hohnes. Nachdem sie die Sprache erlernt hatten, versuchten sie es, eine 
Schule zu errichten. Es fehlte nicht an Kindern, aber alle forderten Be- 
zahluug für ihr Kommen und Zuhören, und verweigerte man dies, so liefen 
sie lachend und schimpfend davon. Oft, wenn der Gottesdienst beginnen 
sollte und die Missionare durch eine Glocke dazu einluden, ging man Fische 
fangen, und gelanges ihnen auch mit vieler Mühe, ein Häuflein zusammen- 
zuhalten und um sich zu sammeln, so stand einer oft mitten in der Predigt 
auf und rief: „Das ist Lüge! Das ist Lüge! Kommt, laßt uns alle gehen!" 
Fünfzehn Jahre arbeiteten die Missionäre ohne irgend einen ermutigenden 
Erfolg, bis sich endlich ein kriegerischer Häuptling für sie erklärte und fie 
unter feinen Schutz nahm. Erst im Jahre 1830 konnte man acht Ein- 
geborene taufen, denen nunmehr viele Tausende nachgefolgt sind. 
Buch d, Entd. II. 11
	        
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