Full text: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

Beginn der Handelsbeziehungen mit Rußland. 41 
waren, wo doch infolge der Einströmung edler Metalle aus Amerika der 
Geldwert aller Güter gestiegen war. 
Da riet den englischen Kaufleuten der bejahrte Cabot, der von ihnen 
um seine Meinung befragt worden war, gestützt auf die Herbersteiuschen 
Karten, den nördlichen Seeweg nach China aufzusuchen. Mau stiftete 1553 
zu London eine Moskowitifche Handelskompanie zur Ermittelung 
neuer überseeischer Abzugswege für die einheimische Ausfuhr, welche aber 
erst am 6. Februar 1555 von der Regierung bestätigt wurde. Doch 
schon am 10. Mai 1553 lichteten drei kleine Schiffe auf der Themse die 
Anker, um die nordöstliche Passage aufzufinden. Man wollte zunächst das 
norwegische königliche Schloß Vardahus, den nordöstlichsten bekannten 
Punkt Europas, erreichen und dann von hier gemeinsam weiter vordringen. 
Am Nordkap wurde durch einen mächtigen Sturm ein Schiff von den 
andern getrennt, diese setzten aber unter dem Befehle Sir Hugh Wil- 
loughbys ihre Reife weiter fort und stießen endlich auf eine eisbedeckte 
Küste, die wahrscheinlich zur Insel Nowaja Semlja gehörte. Das Eis 
wehrte jedes weitere Vordringen und zwang die Schiffe zur Umkehr nach 
den öden Küsten des russischen Lapplands, wo nach zwei Jahren russische 
Fischer die Leichen Willoughbys und der ganzen Mannschaft fanden, die 
dort vor Kälte und Hunger umgekommen waren. Das dritte, von ihnen 
getrennte Schiff unter Richard Chancellors Befehl, kam in feinem 
nördlichen Laufe, wie der Bericht sagt, „in eine unbekannte Gegend der 
Welt und so weit, daß endlich gar keine Nacht mehr war, sondern immer 
Helle und Sonnenschein über der mächtigen See." Man gelangte endlich 
ins Weiße Meer und bei der Mündung der Dwina zu einem Kloster, an 
der Stelle, wo jetzt die Stadt Archangel steht. Die Fischerbevölkerung 
empfing die Nordlandfahrer ungemein freundlich, reichte ihnen nach sla- 
Wischer Sitte Salz und Brot und klärte sie darüber auf, daß sie sich auf 
moskowitischem Grund und Boden befänden. Chancellor dachte nun nicht 
weiter an China und Indien, sondern bat um die Erlaubnis, Moskau be- 
suchen zu dürfen, wo er Verbindungen anknüpfte, die als der Anfang eines 
geregelten Handelsverkehrs zwischen England und Rußland anzusehen sind. 
Nichts konnte sür beide Völker günstiger sein als dieses Ereignis. Die 
Russen, welche erst vor kurzem an die Küsten des Eismeers vorgedrungen 
waren, sahen nun, daß dasselbe einen Ausweg habe, auf dem sie ihre Pro- 
dukte absetzen konnten, wofür die Engländer wieder im Austausch ihre 
eignen Erzeugnisse dorthin brachten. Eine englische Faktorei wurde ge- 
gründet, und ein britischer Konsul entfaltete hier zum erstenmal auf russi- 
schem Boden seine Flagge. Ein Jahr nach der Rückkehr Chancellors nach 
England wurde Stephen Bourrough ausgeschickt, um die Mündung des Obs 
aufzusuchen. Russische Fahrzeuge, die schon längst die Südküsten von No- 
waja Semlja kannten, begleiteten ihn. Man gelangte bis zur Insel Waigatz 
und entdeckte die Jugorsche Straße zwischen der Insel und dem Festland.
	        
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