Full text: Bilder aus Amerika (Bd. 1)

II. 
In Ataska 
und Writifch-Moröamerika. 
Hoch im Nordwesten Amerikas dehnt sich ein wenig besiedeltes, früher 
den Russen gehöriges, 1867 aber mit der umgebenden Inselwelt in den 
Besitz der Verewigten Staaten übergegangenes Gebiet ans: das Territo- 
rium Alaska. Obwohl das Klima hier, wie am ganzen Westgestade der 
weiten, nördlich von der Union gelegenen Räume, beträchtlich milder ist 
als unter gleicher Breite an der Ostküste, wird das Land doch kaum 
jemals Ansiedler in größerer Menge anziehen. 
Ein Dampser führt uns auf rascher und günstiger Fahrt von San 
Francisco in dem berühmten Staate Calisornien nordwärts in den Norton- 
fnnd; von hier aus schleppt uns ein kleiner Dampfer in einem ange- 
hängten Fellbote den riesigen Inkon ström hinaus. Von seinem Thale 
brachten wir, auf Grund von Mitteilungen Reisender, eine günstigere 
Meinung mit, als von dem übrigen unwirtlichen Lande; doch der er- 
sahrene Kaufmann, der im Auftrage der Firma Warren in San Francisco 
feinen Laden in dem ersten Dorse der Eingeborenen aufgeschlagen hat 
und der uns in seiner Einsamkeit freundlich aufnimmt, belehrt uns schnell 
über die Unmöglichkeit, im Inkonthale Ackerbau zu treiben. 
„Wie kann der Farmer hier Erfolg haben?" sagt der zähe, ener- 
gische Mann. „Noch im Juli kommen schwere Fröste vor — mit Sicher¬ 
heit ist also niemals auf eine Getreideernte zu rechnen. Kluge Leute 
haben versucht, hier Fruchtbäume zu pflanzen; es ist nichts daraus ge- 
worden. Weiter drunten im Süden läßt sich die Kartoffel noch mit 
einigem Erfolg bauen; aber selbst auf Kadjak, der südlichsten Insel des 
ganzen Territoriums, mißrät sie in 5 — 6 Jahren mindestens einmal. Die 
Aussichten sür den Ackerbau sind also sehr trübselig, und uicht minder 
sind sie es für die Viehzucht. Woher wollte man genügende Futtervorräte 
für den Winter schaffen? Nein, mit Bodenanbau, mit Farmwirtschaft 
wird es hier niemals etwas werden. Wer hier leben will, der bleibt auf 
Jagd und Fischerei angewiesen." 
Südlich vom Aukonstrome mündet der zweitgrößte Fluß Alaskas, 
der Kuskoquim-River. Wir dringen mit einigen reise- und jagd- 
lustigen Amerikanern in das weite, völlig ebne, von zahllosen Wasseradern 
durchzogene und mit größeren und kleineren Wasserflächen erfüllte Gebiet 
zwischen beiden Gewässern ein. Es ist eine Landschaft, die in vielen Be¬
	        
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