Vorwort zur zweiten und drillen Auslage.
Als wir vor einem knappen Jahre unser Werk zum ersten Male
hinausgehen ließen, schien uns nach dem Geleitwort, das der ganzen
Reihe des Schaffenden Unterrichts beigegeben ist, ein besonderes
Vorwort für unsere Arbeit überflüssig zu sein. Auf mehrfach aus-
gesprochenen Wunsch hin aber schicken wir der Neuauflage einige Be-
merkungen voraus, die den Plan des Ganzen in kurzem Abriß zeigen
wollen.
Unser Handbuch möchte seinen Titel Darstellender Anschauungs-
Unterricht in mehrfacher Beziehung rechtfertigen. Es will vor allen
Dingen darstellen lehren nach dem Gesichtspunkte des schaffen-
den Unterrichts. Die Verfasser gehen von den Feststellungen der mo-
dernen Psychologie aus, daß der Gedankenkreis der Kinder an Anschau-
ungen verhältnismäßig klein ist und hinsichtlich der Beschaffenheit der
Einzelvorftellungen mannigfache Unterschiede aufweist. Die Unvoll-
kommenheit und Verworrenheit der psychologischen Vorgänge in der
kindlichen Seele hat uns den Weg der unterrichtlichen Methode ge-
wiesen. Es kommt uns vor allem auf eine Erziehung des Kindes zum
geistigen Erwerb, auf eine Weckung des Willens und der Kraft an; wir
wollen die Aufmerksamkeit nicht durch äußern Zwang, sondern durch
innere Nötigung, durch selbsttätiges Erfassen erziehen. Wenn der An-
schauungsunterricht bisher auf die S t o f f e selbst großen Wert legte,
wenn die rein zufällige Häufung von zusammengehörenden Eigenschaf-
ten und Vorgängen schließlich als Resultat einer Anschauungsstunde
erschien, so legen die Verfasser ihrerseits größeren Wert auf das
Zustandekommen der inneren Verknüpfung, des selb st-
tätigen E r a fBTtTens. Sie folgen hier durchaus den Lehren
der neuen voluntaristischen Psychologie, die im Vorausschicken und
steten Betonen der Zielvorstellung den leitenden Be--
griff bei der Gewinnung von Apperzeptionen sieht.
Der Wille zur Anschauung ist ihnen das erste; er leitet die
aktiven Prozesse ein, er sührt zur Wahrnehmung, er lenkt die Be-
obachtung und überwacht die einzelnen Schritte zur Gewinnung des
unterrichtlichen Ergebnisses. Die Absichtsvorstellung beherrscht auch
die reproduktiven Prozesse des Beobachtungsvorganges, so daß ein