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bei der Stadt getrieben, und achtzehn von ihnen nach dem Kamps- 
platze geführt. Diese Scene hat einen eigentümlichen, wilden Cha- 
rakter. Alle Liebhaber des Schauspiels, zu Pferde und mit Lanzen 
bewaffnet, eilen nach dem Orte, wo die Thiere weiden. Die Hirten 
treiben die zu der Ehre des Kampfes ausgewählten Stiere zusam- 
men und leiten sie nach der Stadt durch zahme Ochsen, die an 
Halftern geführt werden und am Halse tieftönende Glocken tragen. 
Von allen Seiten wird die Heerde von den Reitern umringt, und 
so im Trab bis etwa eine Viertelstunde vom Amphitheater gebracht. 
Von hier an ist ein Weg für die Stiere abgepfählt, der bis zum 
Kampfplatz führt; doch geben die Seitenbalken nur eine schwache 
Schutzwehr gegen die unbändigen Thiere. »Ich ließ mich«, erzählt 
ein Reisender, »verleiten, eines Morgens mit Tagesanbruch auf- 
zustehen und meinen Standpunkt auf dem Amphitheater zu nehmen, 
wo ich eine freie Aussicht auf das Feld hatte. Beim fernen Schalle 
der Ochsenglocken sah man große Menschenhaufen über das Feld 
wegziehen, und ihre ganze Haltung verrieth einen Kampf zwischen 
Furcht auf der einen, und Eitelkeit und Gewohnheit auf der andern 
Seite; denn bald näherten sie sich dem Pfahlwerk, bald flohen sie 
wieder nach einem entfernteren Orte. Einige kletterten auf die 
Bäume, Andere aber, die kühner waren, hielten sich auf einem 
Standpnukte, den sie als einen Ehrenposten betrachteten. Da unsere 
Aussicht auf einen Hohlweg unterbrochen wurde, so hatte der Auf- 
zug der Reiter, der plötzlich in vollem Galopp aus dem Wege her- 
vorbrach und auf uns loskam, eine desto überraschendere Wirkung 
für uns Bei den Reitern an der Spitze des Zuges, die sich nun 
innerhalb des Pfahlwerkes befanden und denen die ganze Heerde 
aus dem Fuße folgte, stand jetzt das Leben auf dem Spiele. Auch 
waren es ihrer nur wenige, die das Wagstück versuchten; die meisten 
hatten sich hinten angeschlossen. Die Hirten, die sich den Ochsen 
auf die Hälse hängten, um mit den Pferden gleichen Schritt zu 
halten, schienen für ein ungeübtes Auge ihrem Untergange nicht 
entgehen zu können. Das Jauchzen der Menge, der Schall der 
zahllosen Hörner, das laute, durchdringende Pfeifen, das die Stiere 
am meisten zu reizen und zu entrüsten schien, und die verwirrte, 
schnelle Bewegung der ganzen großen Scene war nicht ohne einen 
Grad von Schwindel zu ertragen. Endlich glückte es, alle in den 
Toril in Sicherheit zu bringen. So heißt ein kleiner Hof, der 
in eine Reihe Behältnisse mit schleusenartigen Fallthüren abgetheilt 
ist, in welchem sie bis zum Anfange des Kampfes aufbewahrt 
werden.« 
»Sobald sie eingebracht sind, ist es gewöhnlich, einen der 
Stiere dem Volke preiszugeben. Das unregelmäßige Gefecht, das 
darauf erfolgt, gewährt einen abstoßenden, wldrigen Anblick. Der 
Kampfplatz war diesmal buchstäblich mit Menschen zu Fuß und
	        
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