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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6.
wendet sich die Bevölkerung sichtlich mehr der Industrie zu. Kleine,
schmucke Neubauten zieren den Westausgang des Dorfes. — Die Gemar¬
kung Büttelborn wurde ausgiebig nach Altertümern durchsucht. Zahlreiche
und wertvolle Funde sind im Landesmuseum zu Darmstadt aufbewahrt.
Die Wichtigsten Abschnitte der vorgeschichtlichen und der geschichtlichen Zeit
sind vertreten. Auf der ,,Hardt" hinter dem nach Darmstadt hin gelegeneu
Walde begegnete man Gegenständen aus der Steinzeit, bei Dornheim
solchen aus der Bronzezeit, am Westausgang des Dorfes fand man Neste
aus der Eisenzeit. Auf Überreste eines römischen Meierhofes stieß man
am Dornheimer Pfad. Tin fränkisches Gräberfeld weist durch eine dabei
aufgefundene gefälschte Münze der Stadt Metz mit der Jahreszahl 580
n. Chr. auf die Merowingerzeit hin. Die alte Geleitstraße von Seidel-
berg nach Frankfurt führte durch die erwähnte ,,Hardt". Im Walde
zwischen Büttelborn und Darmstadt ward Ludwig V. durch Mansfeldsche
Truppen gefangen und von hier nach Mannheim gebracht.
4. Rn schönen Frühlings-, herbst- oder Wintertagen bietet eine Wan¬
derung von Groß-Gerau nach Südwesten einen reinen Genuß. Immer die
stattliche Katharinenkirche zu (Dppenheim und den Steilabfall der dortigen
Kalksteinbrüche im Kuge, gelangt man auf der alten Handelsstraße zwischen
Darmstadt und Oppenheim nach Wallerstädten, einem ansehnlichen Lauern-
dorf in fruchtbarer Gegend mit 1050 Einwohnern (fast rein evangelisch).
In der Grtsmitte grüßt die freundliche, neu hergestellte evangelische
Kirche. Getreide-, Rüben- und Obstbau bilden die Hauptnahrungsquellen
der Bewohner. Tin Franzose, der sich im Siebenjährigen Kriege ver-
wundet in Wallerstädten aufhielt, soll dort den jetzt blühenden Obstbau
eingeführt haben. Jedenfalls aber ist diese Angabe in vollem Umfange
nicht richtig, da schon vor dem Kriege in Wallerstädten nachweislich
,,zahmes Obst" gepflanzt wurde. Km Südwestausgange des Dorfes liegt
der dem hessischen Staate gehörige Hos Rheinselden. Das Wallerstädter
Wäldchen ist eine alte Begräbnisstätte' in 3 oder 4 geöffneten Hügeln fand
man menschliche Skelette mit Beigaben. — Geinsheim mit 1050 Einwohnern
(darunter gegen 100 Katholiken) liegt noch eine Stunde weiter. Neben
dem Besitz der ehemaligen Herren von Isenburg war ein Teil der Gemeinde
kurmainzisch. Das Schulhaus soll der Nest eines alten Klosters sein. Die
Bewohner des abgelegenen Dorfes sind dem Ackerbau treu geblieben. Die
Züchtung von Grassamen wird in großem Maßstabe betrieben und bringt
jährlich 20—30 000 Mark in die Gemeinde. — hinter Geinsheim senkt
sich die Straße allmählich nach dem Nheine hin, und nach weiteren 3 km
steht der Wanderer am Ufer des herrlichen Stromes gegenüber Dppenheim
und Nierstein, prachtvolle Bäume beschatten die diesseitige Userstelle,
den „Uornsand". Eine leerstehende Fabrik und einige hofreiten bilden
die wenigen Gebäude. Stromabwärts liegt der Gutshof Ludwigzau. Nur