Kreis Grotz-Gerau. 
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roenig stromaufwärts der Überfahrtsstelle mußte Graf Zeppelin im August 
1908 bei seiner ersten großen Fernfahrt eine Landung vornehmen. Zur 
Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis ließ der hessische Staat unweit 
der Landestelle ein Erinnerungszeichen, den Seppelinstein. errichten. 
5. Westlich von Groß-Gerau liegt in fruchtbarer Ebene Trebur am 
Schwarzbach. Dieser soll ehemals hier viel wasserreicher gewesen sein, so daß 
Frachtkähne von Trebur zum Markte nach Mainz fuhren. Schon von ferne 
erblickt man das neue, vornehm ausgestattete, langgestreckte Schulhaus am 
Nordende des Vorfes, in dessen Mittelpunkt ein schmuckes Rathaus auf- 
fällt. Jetzt ist Trebur eine einfache, aber wohlhabende Gemeinde, deren 
Bewohner (2200 Einwohner, darunter 80 Katholiken) zur Hälfte dem 
ertragreichen Äckerbau sich widmen, zur anderen Hälfte bei der Bahn und in 
den Fabriken ihren Erwerb finden. Die alte Königspfalz zu Trebur aber 
spielte in der Geschichte eine große Rolle. Leider ist von dem Bauwerk 
keine Spur mehr zu finden. Die Steine wurden zu anderen Lauten ver- 
wandt, Säulen sollen nach Oppenheim gekommen sein, auch die Angabe, 
daß der Palast an der Stelle der heutigen Kirche gestanden, ist nicht er- 
wiesen. Ausgedehnte Gemeindewaldungen bei Langen und Nauheim bilden 
Überreste aus alter, glanzvoller Zeit und bringen deft Grtsbürgern guten 
Ertrag in Gestalt der Gemeindenutzungen (filmende). Die Blütezeit 
Treburs fällt in die Regierungszeit der Karolinger, der sächsischen und 
der fränkischen Kaiser (800—1100 n. Ehr.). Selten aber ist einer dieser 
Herrscher des Vergnügens halber nach Trebur gekommen, hier begann 
Ludwig der Fromme den Kampf mit seinen drei älteren Söhnen, der zur 
Schlacht auf dem Rotfelde bei Kolmar führte (833), das seitdem Lügenfeld 
heißt; hier wurde Karl der Dicke abgesetzt und Arnulf von Kärnthen gewählt, 
der auch eine Kirchenversammlung und einen Reichstag in Trebur abhielt. 
Ludwig das Kind, Konrad I., Heinrich I., die drei (Dttonen, Heinrich II. ver¬ 
weilten öfter in der Königspfalz; Konrad II. und Heinrich III. kamen wieder¬ 
holt dorthin, und das Schicksal Heinrichs IV. ist aufs engste mit Trebur ver- 
knüpft. Als junger König mußte er hier Adalbert von Bremen entlassen,' 
hier feierte er gezwungen mit Berta von Susa jenes hochzeitsfest, von dem 
er heimlich entwich, hier wurde schließlich 1076 seine Absetzung beschlossen, 
die nur infolge des Ganges nach Eanossa nicht zur Ausführung kam. Der 
Reichstag von 1119, auf dem Heinrich V. mit den Fürsten wegen des über 
ihn verhängten Bannes verhandelte, beschloß die Berühmtheit Treburs. 
Schon im 16. Jahrhundert waren kaum noch Trümmer der Kömgspfalz 
vorhanden. — Westlich von Trebur liegen am Rheine die Gutshöfe 
Hohenau, Treburer Oberau und Treburer Unterau mit ausgedehnten 
Wiesen- und Obstanlagen. — Astheim im Nordwesten von Trebur hat 850 
katholische Bewohner. Die Gemarkungen dieser und der südwärts bis 
Heimatkunde Nr. 6. 0
	        
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