26 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
erbaute Ronneburg, welche sich seit 1725 im Besitz des Hauses Isenburg-
Wächtersbach befindet. Die sehenswerte Burg vermag mit ihrer ganzen Kn-
läge, ihren massiven Steinbauten, ihren mächtigen Türmen und Pforten
den Beschauer in die Zeit des späteren Mittelalters zu versetzen, von ihrem
Bergfried genießt man einen umfassenden Blick über die Umgebung nach
dem hohen Vogelsberge, dem Spessart, dem Odenwald und dem Taunus.
Im Jahre 1736 war die Burg nach Zinzendorfs Ausweisung aus Sachsen
für kurze Zeit Aufenthaltsort für ihn und seine Familie - jetzt ist sie un-
bewohnt. Kn ihrem Fuße liegt das Dorf Alt-lviedermus.
Südwestlich von Büdingen fällt uns eine steile, mit Buchenwald be-
wachsene Bergkuppe auf, die Harbeck, lver hinauf wandert, findet sich oben
für seine Mühe entschädigt. Denn mächtige lvälle und ein tiefer Graben
umziehen die Spitze des Berges, die im Mittelalter von der Burg hardeck,
dem Sitz eines gleichnamigen Herrengeschlechts, bekrönt war. Sie war noch
1405 von einem ysenburgischen Kmtmann bewohnt, dann ist sie zerfallen.
Km Fuße der hardeck liegen Calbach mit bedeutender Schweinezucht und
Orleshausen. Das im Seemental gelegene Düdelsheim bestand früher aus
Düdelsheim und (Dberndorf. von einem an der Hauptstraße des freundlichen
Dorfes gelegenen Hause, die ,,Burg" genannt, geht die Sage, daß hier einst
Friedrich Barbarossa auf dem Wege von Gelnhausen nach Friedberg ein-
gekehrt sei. ,,vor der Kirche unter der Linde" fanden in alter Zeit die Ge-
richtssitzungen statt, das ehemalige Rat- und Schulhaus wurde 1745 er-
richtet.
Nordwestlich von Büdingen liegen noch Büches, Rohrbach und Aulen-
Diebach? am Wolfbach lvolf und weiter talaufwärts in der Maldeinsam-
keit Dudenrod. Nahe dabei erhebt sich auf hohem Bergrücken das Forsthaus
Christinenhos. hier war ein fürstliches Jagdschloß mit Gutshof, welches zu
Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und nach der damaligen Gräfin von
Büdingen, Christine (einer geborenen Gräfin von Stolberg), benannt wor-
den war. Unterhalb des Christinenhofs lag im Kälberbachtal das ausge-
gangene Dorf Pferdsbach. Seine Bewohner verkauften im Jahre 1847 ihren
Besitz an den Fürsten von Büdingen und wanderten größtenteils nach
Amerika aus, andere verzogen in benachbarte Gemeinden. Nur der Tag
und Nacht plätschernde alte Dorfbrunnen, eine Scheuer und der einsam
liegende, von einer Hainbuchenhecke umfriedigte Gottesacker zeugen noch
von längst entschwundenen Tagen, wo auch in diesem stillen Tale der Bauer
Glück und Unglück im wechselnden Strome der Zeit erleben durfte.
II. Altenstadt und Umgebung.
Der bedeutendste Ort im Süden des Kreises ist Altenstadt auf der
rechten Seite der Nidder, Station der Bahn Stockheim—Vilbel. Er ist auf