5 Der Kreis Homberg. 
Lehnsherrn über Neuenstein seitens Simons ein. Dieser zog später mit dem Land— 
grafen in den Krieg gegen die Hussiten; über die unrühmliche, frühe Rückkehr des 
Heerhaufens äußerte Simon Worte bitteren Mißmuts. Sein Andenken lebte in ver— 
schiedenen Sagen des Knüllvolkes fort. Ein angesehener Sproß aus dem Hause 
Wallenstein war der Oberamtmann Konrad von Wallenstein, Hofmeister des Land— 
grafen Wilhelm d. Mittleren und Anhänger Annas während der Regentschaft. Er 
begleitete 1490 diesen Landgrafen mit 1000 hessischen Reitern zu Kaiser Maximilians 
Heer gegen die Ungarn und 1521 den jungen Landgrafen Philipp nach Worms. Daß 
sich ein Zweig der mit Konrad von Wallenstein 1521 erlöschenden Linie nach Böhmen 
begeben und dort das Haus des Herzogs von Friedland begründet habe, ist nur Ver— 
mutung. 1570, als Christoph Ernst, Graf von Dietz, einer der sieben Söhne Philipps 
des Großmütigen von Margarethe von der Sahl, wegen seines zügellosen, verbreche— 
rischen Lebenswandels am 7. April zu Schloß Ulrichstein (Vogelsberg) von dem Land— 
grafen gefangen genommen worden war, wurde Hans von Wallenstein die Amtmann— 
schaft über die Dietzischen Amter Ulrichstein, Lisberg und Schotten für den noch übrigen, 
jugendlichen Grafen Moritz von Dietz übertragen. Im Jahre 1700 kam die Hälfte der 
Güter an den Landgrafen Karl, der sie einer noch lebenden Linie von Wallenstein ver— 
pfändete. Nach dem Hinscheiden des landgräflichen Geh. Regierungsrats Freiherrn 
August Gottfried von Wallenstein im Jahre 1745 und dem Heimfallen seiner Lehen an 
Hessen bestimmte die Erbtochter des Geschlechts, des Heimgegangenen Schwester Marie 
Amalie von Görtz, geborene Freiin von Wallenstein, das große Familienvermögen 
im Juni 1759 zur Gründung eines Fräuleinstifts in der Freiheit zu Homberg, wo die 
von Wallenstein einen Burgsitz erworben hatten. Seit 1832 ist das freiadelige Stift 
in Fulda. Die Präbendierten, deren Zahl bis 12 beträgt, müssen protestantisch 
sein und 16 Ahnen nachweisen. Die Damen tragen einen Orden. Gesuche um 
Aufnahmeanwartschaft sind an die Abtissin zu richten. Jede Kapitularin bestimmt 
bei Lebzeiten die nachfolgende Inhaberin der Stiftsstelle. — Es sei noch erwähnt, daß 
das Wappen der v. Wallenstein im silbernen Schilde vier rote, der Länge nach neben— 
einander liegende Balken, einen goldgekrönten Helm und ebensolchen Schwan mit aus— 
gebreiteten Flügeln trug. 
Raboldshausen (659 Einwohner) soll von Schüler Sturms 
Raboldus gegründet sein. Er kam der Sage nach vom Kloster Hersfeld 
bis an die Stelle, wo die Geisa aus einem Kalkfelsen hervorkommt. Diesen 
Ort als die Quelle des Flusses ansehend, siedelte sich Raboldus hier an und zog 
noch andere Ansiedler aus Hersfeld herbei. Im Jahre 1267 wurden Rabolds— 
hausen und Saasen durch den Grafen Albert v. Wallenstein vom Stifte Hersfeld 
erworben. Die Leichname der Herren v. Wallenstein sind in der schönen Kirche zu 
Raboldshausen in einer vermauerten Gruft unter dem Altare beigesetzt. Zwei 
ihrer Denkmäler, die lange im Turme gestanden, sind vor kurzem zu beiden 
Seiten der Kanzel aufgestellt worden. Früher Sitz eines Amtsgerichts, hat 
Raboldshausen heute nur periodische Gerichtstage, die vom Amtsgerichte 
Homberg dort abgehalten werden. Das Amtsgerichtsgebäude wird als Förster— 
wohnung benutzt. Erwerbsquellen sind hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht. 
Kalkbrennerei. Holzsägerei. 2 Färbereien; ehemals bedeutendere Weberei. 
Die 4 Markttage haben ihre Bedeutung vollständig eingebüßt. Arzt und 
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