Das Zeichnen als methodisches Hilfsmittel erfreut sich bei den Pädagogen
der Neuzeit einer immer größeren Beliebtheit. Alle bedeutenden Methodiker
heben den Wert desselben für den Unterricht hervor. Eine gewisse Seite des
Zeichnens, die mehr technischer Art ist, wie z. B. das Entwerfen von Grund-
rissen der Schule, der näheren und weiteren Umgebung derselben in der Heimat-
künde, das Kartenzeichnen in der Geographie, ferner das Zeichnen von Pflanzen-
teilen in der Naturgeschichte u. s. w., ist von jeher ausgiebig gepflegt worden.
Aber auch dem malenden Zeichnen, dem wir im folgenden das Wort reden,
hat die neuere Zeit eine steigende Beachtung geschenkt. Trotzdem gelangt es in
der Praxis noch nicht in dem wünschenswerten Maße zur Anwendung. Das
hat verschiedene Gründe: Die meisten Lehrer wollen sich der Kritik ihrer Schüler,
oder, wenn sie schon diese nicht fürchten, derjenigen ihrer Kollegen und Vor-
gesetzten nicht aussetzen. Sie kennen die ihnen ohne eigenes Verschulden noch
anhaftenden Mängel ihrer Vorbildung in dieser Beziehung und sind wohl auch
häufig gar der Meinung, daß zu einer Betätigung nach dieser Seite des
Unterrichtes eine verhältnismäßig bedeutende künstlerische Schulung, bedingt
durch besondere Beanlagung für das Zeichnen, notwendige Voraussetzung sei.
Aber die Schwierigkeiten sind nicht so groß, als man gemeinhin annimmt.
Unsere jungen Lehrer haben schon jetzt einen besseren Zeichenunterricht genossen
als die älteren. Dazu kommt, daß es einem großen Teile der Lehrerschaft nur
an dem Mute fehlt, sich dieses Hilfsmittels für den Unterricht zu bedienen, ihm
möchte ich den Rat geben, nur frisch au's Werk zu gehen, nmsomehr, als es
sich nicht darum handelt, in künstlerischer Weise Zeichnungen zu entwerfen,
sondern meistens nur um das gedächtnismäßige Aneignen von solchen und um
deren Reproduktion an der Wandtafel.
Das führt niich auf ein anderes Hindernis für die Anwendung des malenden
Zeichnens im Unterrichte, das in der weitverbreiteten falschen Auffassung zu