Full text: Heimatkunde der Provinz Hannover

— 16 — 
in die Aller. Das erste Stück des Leinetales von dem Eintritte des 
Flusses in die Provinz Hannover bis unterhalb Northeim ist von anßer- 
gewöhnlicher Breite (2—4 km). Dabei steigen die Talränder so reget- 
mäßig an wie bei einem ausgestochenen Weggraben. Nach Ansicht der 
Forscher hat der Fluß sich dieses Bett nicht selbst gegraben, sondern 
das Erdreich hatte sich hier zu einer tiefen Fnrche gesenkt, und der Fluß 
brach dann in diese Grabensenkung — so nennt man solche Talbilduug — 
ein und überzog den Grund derselben mit seinem fetten Schlamme. 
Auf einer kleinen Erhöhung an der rechten Talseite liegt fast genau in der 
Mitte dieser Flußlaufstrecke die Stelle, auf der die berühmte Stadt Göttingen 
zur Zeit Kaiser Ottos d. Gr. ihren Anfang genommen hat. Im Mittelalter erhob 
sich die Stadt, die stark befestigt war, zu hoher Blüte, indem zahlreich eingewanderte 
Flamländer hier die Tuchweberei einführten, die sehr schwnngreich betrieben wurde. 
Aber mit dem Ausgang des Mittelalters folgte auch hier eine Zeit argen Verfalls ; 
Rathaus in Göttingen. 
der dreißigjährige Krieg führte sodann eine vollständige Verarmung der Stadt herbei, 
und im Anfange des vorigen Jahrhunderts war Göttingen eine ganz herabgekommene 
Landstadt ohne Handel, Industrie und höhere Bildung. Da schuf hier König Georg II. 
in den Jahren 1734—1737 eine Universität, die, mit den reichsten Mitteln aus- 
gestattet und mit den tüchtigsten Profesforen besetzt, den Namen Göttingens über 
die ganze Erde bekannt gemacht hat. Jetzt hat die Stadt 34000 Einwohner. 
Etwas oberhalb Göttingen ergießen sich nacheinander 2 kleine Flüßchen von 
rechts her in die Leine, die Bremke nnd Garte. Das breite Tal der Garte ist 
fruchtbar und mit Dörfern dicht besetzt. Das enge und schön bewaldete Bremketal 
ist bis zu den Bnrgtrümmern der schon genannten beiden Gleichen hinauf bei 
schönem Wetter das Wanderziel vieler Naturfrennde. Einige Stunden leineabwärts
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.