Full text: Neue Landeskunde von Württemberg

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Türmen. Geburtsort des Reformators Brenz und des Astronomen Kepler. 
Teppichfabrikation, Schuhfabrikation- Heims he im, im Strohgäu. Altes 
malerisches Schleglerschloß (1395 Gefangennahme der „Schleglerkönige"). 
Leonberg*, an der Glems, am Saum des Strohgäus. Altwürttem- 
bergisches Städtchen mit Stadtmauern und altem Schloß. Große Schuh- 
fabriken. Im Enztal: Vaihingen a. d. (£.*, am Fnß und Abhaug des 
Schloßbergs. Malerisches, weithin sichtbares Bergschloß, jetzt Arbeitshaus 
für Männer. 
3. Das Lange Feld. 
a) Die Landschaft: Das Lange Feld ist im Süden von den Soli- 
tüder Bergen, im Osten vom Neckar, im Norden von der Enz begrenzt. Es 
ist ein Teil des Strohgäus, von dem es dnrch das enge, durch Mühlen 
belebte Glemstal in: Westen geschieden ist. Wie das Gün ist anch das 
Lange Feld ein nraltes, vorzügliches Ackerland. Darauf 
weisen schon die Ortsnamen Korntal, Kornwestheim und Pflugfelden hin. 
Wald ist fast gar nicht vorhanden. Anch hier ist der Muschelkalk mit fettem 
Lehm bedeckt: dazu kommt noch die Milde des Klimas. Aus der weiten, flach- 
gewellten Ebene, aus der sich wie eine Insel der rebumkränzte Hohen- 
asperg erhebt, schweift daher das Auge hin über frnchtbare Kornfelder, 
Obstgärten und stattliche Dörfer. Nicht nur gedeihen alle Getreidearten in 
üppiger Fülle, es werden anch Kartoffeln, Futterkräuter, Welschkorn, Mohn, 
Tabak, Zuckerrübeu, Zichorie und Gemüse gepslanzt. Von dem überschüssigen 
Getreide kommt die Gerste in die Brauereien der Umgegend, der Haber wird 
an die Militärverwaltungen in Lndwigsbnrg nnd Stuttgart verkauft. Die 
Zuckerrüben wandern in die Zuckerfabriken uach Stuttgart-Müuster und 
Heilbronn, die Zichorien in die große Zichorienfabrik in Lndwigsburg. Auch 
der Verkauf von Kartoffeln, Gemüsepflanzen, Obst, Milch, Vieh nsw. nach 
Stuttgart und anderen Städten bildet eine erhebliche Einnahmequelle. 
b) Beschäftigung der Bewohner: Trotz der weiten, gesegneten 
Ackerflächen sind Ackerbau, Viehzucht, Obstbau uud Weiubau nur uoch im 
westlichen Teile des Langen Feldes, Ivo die wohlhabenden Baueruorte 
Münchingen nnd Schwieberdingen liegen, die H>anptnahrnngsqnellen. 
Last überall ragen in dem ehemals reinen Bauernland rauchge- 
schwärzte Fabrikkamine, die Wahrzeichen eines neuen Zeitalters, 
gen Gimmel. Sie verkünden, daß nicht bloß in den Städten Ludwigsburg, 
Feuerbach und Zuffenhausen, sondern bald auch in vielen Landorten die 
Industrie überwiegt. Die Mehrzahl der Landbewohner findet Beschäftigung 
in den Fabriken der großen Jndustrieplätze. Der Industrie habeu die 
Orte des Langen Feldes ihr rasches Wachstum zu verdanken, und die 
Landwirtschaft erzielt infolge der Vermehrung der Bevölkerung wieder 
besseren Absatz und damit höhere Preise für ihre Erzeugnisse. 
c) Orte: Die größte Stadt der Gegend ist Ludwigsbiirg* (23000 
Einw.), zweite Residenzstadt des Landes, Sitz der Regierung des Neckar- 
kreises. Großes Schloß (450 Zimmer) mit schönen Parkanlagen. Zweitgrößte 
Garnison des Landes, daher viele Kasernen (über 5000 Soldaten); Zeughaus 
mit großen Waffenvorräten. Zuchthaus. Bedeutende Industrie: Zichorien- 
sabrik von Frank Söhne (600 Arbeiter), Orgelfabrik, Metallindustrie, Ziegel- 
werke, große Brauereien. Geburtsort der Dichter Justiuus Kerner und
	        
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