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Lund dem Landgrafen viel zu schaffen. Dieser Ritterbund machte 
u- a. einen vergeblichen Versuch, die dem Landgrafen treue Stadt 
Hersfeld einzunehmen*). In noch schwerere Bedrängnis kam 
der Landgraf, als Otto von Braunschweig, der Erzbischof 
von Mainz und der Landgraf Balthasar von Thüringen 
ihn zu gleicher Zeit und von drei Seiten angriffen. Kassel wurde 
zweimal unter Anwendung von schwerem Belagerungsgeschütz, je¬ 
doch vergeblich belagert. Aus Hermann folgte sein Sohn 
Ludwig I., der Friedfertige, 1413—1458. Er ist einer 
der bedeutendsten hessischen Fürsten In Konstanz ließ er sich 1417 
von dem Kaiser Sigismund mit der Landgrafschaft Hessen belehnen 
und nahm auch teil am Kriege gegen die Huffiten. Die ihm beim 
Tode Albrechts II. (1440) angetragene deutsche Kaiserkrone 
schlug er aus, ebenso verzichtete er auf das ihm rechtmäßig zustehende 
Herzogtum Brabant, das der mächtige Herzog Philipp von 
Burgund in Besitz genommen hatte. Dagegen verschaffte er feinem 
Lande einen namhaften Zuwachs durch die friedliche Erwerbung der 
GraffchaftenZiegenhainund Nidda. Dem Unwesen der 
Raubritter wirkte er kräftig entgegen, schützte und förderte Handel 
und Gewerbe und gründete Schulen in Kassel und Marburg, an 
welche er Kugelherren berief. Als die Mainzer in fein Land ein¬ 
sielen, rief er fein Volk gegen sie auf und stürmte ihnen mit dem 
Rufe entgegen: „Heute Landgraf oder keiner mehr; wer ein getreuer 
Hesse sein will, der folge mir!" Der Feind wurde bei Fritzlar völlig 
in die Flucht geschlagen. Durch seine Tapferkeit, Weisheit, Gerechtig¬ 
keit, Milde und Frömmigkeit erwarb er sich das höchste Ansehen bei 
Freund und Feind. Der Papst verlieh ihm die geweihte goldene Rose 
und den Titel .Friedensfürst". Nach f einem Tode teilten sich s eine 
Söhne Ludwig der Herzhafte (Niederhessen) und Heinrich 
der Reiche (Oberhessen) in das Land, ein dritter Sohn, Hermann, 
wurde Verweser und später Erzbischof von Köln. Heinrich er¬ 
warb durch Heirat die Grafschaften Katzenelnbogen und 
D i e tz. Auf Heinrich den Reichen folgte dessen Sohn Wilhelm III., 
der Jüngere, und auf Ludwig den Herzhaften dessen Sohn Wil¬ 
helm I., der Ältere. Als Wilhelm III. auf der Jagd verunglückte, 
fiel sein Land an Wilhelm I., und als dieser von einer Wallfahrt 
ins heilige Land geistesschwach zurückkehrte, mußte er die Regierung 
seinem Bruder Wilhelm II., dem Mittleren, überlassen. 
Wilhelm II., der Mittlere, 1493—1509. Er war ein treuer 
Waffengenosse Kaiser Maximilians, den er auf dessen Kriegs¬ 
zügen nach Flandern und Ungarn begleitete. Ein großes Verdienst 
erwarb er sich um sein Land durch seine Landesordnung, die 
*) Lies: Rüth, Der St. Vitalistag zu Hersfeld.
	        
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