Contents: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Erste Periode der Neuzeit. 
ihnen dies vom Kaiser geradezu verweigert. Jetzt schlossen sie auf 
Zureden des französischen Königs Heinrich IV. zu ihrem Schutze in 
der ausgehobenen Abtei Ahausen im Ansbachischen 1608 einen be¬ 
waffneten Bund, die Union genannt, aus die Dauer von zehn Jahren 
und stellten an die Spitze desselben den reformierten Kurfürsten 
Friedrich von der Pfalz, was Kursachsen veranlaßte, der Union 
nicht beizutreten. Gegen die Union schlossen im folgenden Jahre die 
katholischen Fürsten eine Vereinigung, die Liga, zu Würzburg, an 
deren Spitze Maximilian von Bayern gestellt wurde. Mit der 
Union waren Frankreich und Holland verbündet; aber kurz darauf 
ward Heinrich IV. ermordet. 
Das Königreich Böhmen war nach der Schlacht bei Mohacs 
1526, in welcher König Ludwig von Böhmen und Ungarn gegen 
die Türken fiel, an den östreichischen Erzherzog, den späteren Kai¬ 
ser Ferdinand I., gekommen. Dieser und Maximilian H. hatten die 
Protestanten in Böhmen in keiner Weise beeinträchtigt; Rudolf II. war 
ihnen feind und abgeneigt. Seine Sorglosigkeit und Nachlässigkeit in 
den Regierungsgeschäften brachten ihn aber in eine Lage, daß er den 
Protestanten Zugeständnisse machen mußte, welche er sonst nie ge¬ 
währt hätte. Durch seine Trägheit machte sich Rudolf auch in Un¬ 
garn verhaßt. Er hatte keinen Landtag besucht, auf Anfragen und 
Beschwerden keine Antwort erteilt und seinen Truppen ungestraft 
Plünderungen und Rohheiten hingehen lassen. Dazu kam noch, daß 
er die protestantische Lehre in Ungarn mit Gewalt der Waffen zu 
unterdrücken suchte. Die Ungarn empörten sich und schützten ihre 
Freiheiten und ihren Glauben. Dies veranlaßte die östreichischen 
Erzherzöge, des Kaisers Bruder Matthias zum Haupte ihres Hau¬ 
ses zu erklären. Matthias stellte mit schweren Opfern Ruhe in 
Ungarn her und zwang den Kaiser, ihm Östreich, Ungarn und 
Mähren abzutreten und die Anwartschaft auf Böhmen zu erteilen. 
Kaum war Matthias nach Wien zurückgekehrt, so forderten die Pro¬ 
testanten, deren er sich eben zur Durchsetzung seiner herrschsüchtigen 
Absichten bedient hatte, Glaubensfreiheit und freie Religions¬ 
übung. Wider seine Überzeugung bewilligte er diese Forderung 
(1609) und bewog dadurch die Böhmen, ein gleiches Gesuch an 
Rudolf II. zu stellen. Durch ihre drohende Haltung erschreckt, unter¬ 
schrieb Rudols den berühmten Majestätsbrief 1609, wodurch die 
reichsunmittelbaren protestantischen Stände Religionsfreiheit nach dem 
Augsburgischen Glaubensbekenntnisse und das Recht erhielten, Kirchen 
und Schulen zu bauen.
	        
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