Full text: Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg

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Gegenden des Landes. Der fette Boden und das milde Klima bedingen die 
Fruchtbarkeit dieses Tales. Die Talsohle mit ihren Wiesen und ihren 
vielen kleinen, mit Getreide, Mohn, Gemüse usw. bepflanzten Feldstücken 
gleicht einem großen Garten. Jni Tale selbst sowie in den Seitentälern der 
Rems sind alle steileren Gehänge mit Reben bepflanzt, die manchen be¬ 
rühmten Wein liefern. Die sanfteren Halden nnd die nach Norden ge- 
richteten Talgehänge aber tragen förmliche Obstwälder, deren Blütenfülle 
jedes Jahr Taufende von Befucheru herbeilockt. Auch die vielen Ortschaften 
im Tale stecken in einem Wald von Obstbäumen. Das untere Remstal 
gehört zu öen gesegnetsten Obst- unö Weingegenden Württem¬ 
bergs. Bedeutend ist die Zncht von Kirschen, die am besten in Grnn- 
bach, Geradstetten, Großheppach, Beutelsbach, Stetten, Schnait, Strümpsel- 
bach gedeihen. Znr Zeit der Kirschenernte kommen namentlich aus Bayern 
viele Händler in diese Kirschendörfer und kaufen die saftigen Früchte auf. 
Ganze Eisenbahnzüge voll Kirschen gehen dann von den Remstalorten nach 
Nördlingen, Augsburg, München und anderen Städten ab. Der Erlös 
aus Kirschen bringt diesen Orten in manchen Jahren oft mehr Geld ein 
als der mit großem Fleiß betriebene Weinbau. 
Mehr und mehr findet im Remstal die Industrie Eingang. Denn 
durch daS Tal, das schon in alten Zeiten eine wichtige Handelsstraße bildete, 
führt die Rems bahn Stuttgart—Aalen—Nördlingen und erschließt die 
Remstalorte dem großen Weltverkehr. 
Orte: Gmünd * (22 000 Einw.), ehemalige Reichsstadt, seit 1803 
württembergisch. Viele Kirchen, darunter die prächtige Johanneskirche, und 
zahlreiche Kapellen und ehemalige Klöster. Katholisches Lehrerseminar. 
Taubstummenanstalt und Blindenasyl, Garnison. Mittelpunkt der Gold- 
und Silberwareusabrikatiou. Lorch, altes Städtchen mit berühmtem Kloster, 
die Grabstätte einiger hohenstansischer Kaiser. Stocksabrik. Teigwarenfabri- 
kation. Luftkurort. Südlich von Lorch, am Fuße des Hohenstaufen das 
Wäscherschlößchen, die Wiege der Hohenstaufen. Plüd er häufen, 
Eierteigwarenfabriken. Die älteste und größte Teigwarenfabrik Deutsch- 
lands, von I. F. Schüle, wurde 1854 vou einem einfachen Bäckermeister 
gegründet und hat jetzt 550 Arbeiter. Täglich werdeu 100 Ztr. Makkaroui 
und 260 Ztr. Nudeln und Suppeneinlagen hergestellt. Im Jahre 1909 
verwendete man dazu 45 Waggons italienische Eier mit je 144 000 Stück, 
zusammen fast 6,5 Mill. Eier. Die Erzeugnisse dieser Fabrik gehen bis 
in die Schweiz nnd nach Frankreich, ja sogar nach Amerika nnd in die 
deutschen Kolonien. Schorndorf* (6500 Einw.), viel Industrie: Leder-, 
Eisenmöbel-, Knopf-, Fingerhut-, Zigarren- und Porzellanfabrikation. Die 
Weiber vou Schorndorf retteten 1688 die Stadt vor den Franzosen. Beil- 
telsbach, ältester Besitz der Württemberger. Stetten, Heil- und Pflege- 
anstalt für Schwachsinnige und Epileptische. Waiblingen* (6000 Einw.), 
uralte Hohenstaufenstadt. Seidenfabrikation, Dampfziegeleien, Eisenbahn- 
knotenpunkt. 
2. Der Welzheimer Wald. 
a) Die Landschaft: Der Welzheimer Wald liegt zwischen Murr, 
Rems und Kocher. Unter den Hügelgebieten des Neckarlandes weist er die 
höchsten Höhen ans; bis zn sast 600 m erheben sich seine Hochflächen. Er
	        
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