Christoph Colombo.
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je mehr er las, verglich und nachdachte, desto fester wurde in
seiner Seele die Ueberzeugung, daß man auf einem andern Wege,
als um Afrika herum, noch sicherer nach Indien — so nannte
man damals das ganze südliche und östliche Asien — gelangen
müßte. „Kein Mensch", so dachte er, „weiß, wie weit nach Osten
Indien sich erstreckt; wahrscheinlich geht es weiter als man denkt.
Warum sollte man also nicht hinkommen, wenn man von Por¬
tugal aus immer nach Westen zu führe? Vielleicht liegt es nicht
allzuweit, und auf jeden Fall würde man auf diesem Wege neue
Länder oder Inseln entdecken." In dieser letztern Meinung
wurde er dadurch noch mehr bestärkt, daß es-ja nicht wahr¬
scheinlich sei, daß das ganze weite Weltmeer, sei es nun so groß
wie es wolle, ganz leer sei von allem Lande. Auch erzählten
ihm andere Seefahrer, daß einmal der Westwind ein künstlich
gearbeitetes Stück Holz nach Porto Santo getrieben habe. Auch
war aus eben der Richtung Rohr von außerordentlicher Größe,
und einmal waren gar zwei Leichname von ganz anderer Gestalt
und Farbe als andere bekannte Völker nach Madeira und den
azorischen Inseln angeschwommen. Colombo wurde immer nach¬
denklicher. „Gewiß", dachte er, „liegen nach Westen zu noch un¬
bekannte Länder. Daß sie noch nicht entdeckt sind, ist kein
Wunder; denn es hat ja noch kein Seefahrer gewagt, in dieser
Richtung weiter als nach den Azoren zu fahren." Eine Zeit
lang trug er diese Gedanken mit sich herum; endlich theilte er
sie einem florentinischen Astronomen mit, der ähnliche Gedanken
schon gehabt hatte und ihn noch mehr zur Entdeckung aufforderte.
Nun konnte Colombo keine Nacht mehr vor dem Gedanken, sich
durch eine solche Entdeckung Ruhm und Reichthümer zu erwerben,
ruhig schlafen. Er ging zum König Johann II. von Portugal
und legte ihnl seinen Plan vor. Der König gab ihm Beifall,
hatte aber damals so viel mit der Unternehmung nach dem Vor¬
gebirge der guten Hoffnung zu thun, daß er ihn nur obenhin
anhörte und einigen Aerzten, die für große Erdkenner gehalten
wurden, den Auftrag gab, ihn näher zu befragen. Der begei¬
sterte Mann setzte ihnen umständlich seine Gedanken auseinander
und erhielt dafür den kränkenden Bescheid, daß sein Plan ein
leeres Hirngespinnst sei. Insgeheim aber rüsteten sie ein Schiff
aus und schickten es nach der von Colombo angegebenen Rich¬
tung. Die Schiffer hatten aber nicht Colombo's Eifer und Be¬
harrlichkeit. Sie fuhren einige Tage lang nach Westen, dann
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