56 Charakter-Vögel Asiens.
Tafeln der Schlemmers. Seine Zähmnng scheint nicht sehr
schwer geworden zu sein und fällt in die ältesten Zeiten. In
Europa findet er sich gezähmt nördlich bis nach Schweden hinauf.
Auch nach Amerika ist er durch Europäer verpflanzt worden,
wie fchon viel früher nach Afrika.
3. Zu einer vierten Gattung Hühner, welche gleichfalls
im Mittlern und südlichen Asien ihre Heimat hat, gehört der
Fasan (Phasianus colchicus). Der Fasan ist mit seiner ganzen
Sippschaft ein echter Asiat, der es sich aber schon seit uuvor-
deuklicher Zeit — seit ihn die Argonauten am Phasis in Kolchis
fanden und herüberbrachten — auch in Europa recht wohl ge-
fallen läßt und verwildert. In allen seinen Arten^) ein schöner,
zum Teil sehr schöner, äußerst wohlschmeckender, aber dummer
Vogel, der sich zwar zähmen läßt, die Scheu vor dem Menschen
aber nie verliert und daher auch nie zum Hausvogel geworden
ist. Freilich ist auch die Liebe des Menschen zu ihm eine
sehr selbstische, zumeist nur auf sein zartes, saftiges Fleisch ge-
richtet, das aus den Tafeln der rechten Gntfchmecker im Herbste
und Winter nicht fehlen darf. Deshalb legt man Gehege
(Fasanerien) für diese Vögel an nnd füttert sie in der strengen
Jahreszeit, wenn es ihnen schwer wird, ihr Futter — In¬
sekten , Körner, Zwiebeln und Wurzeln — in der freien Natur
zu finden, damit es nie an so köstlichem Federwildbret sehle.
England, Böhmen, Frankreich und Holland wetteifern in dieser
Zucht und liefern der Küche viele Taufende von Fasanen.
Etwas glücklicher sind die schöneren Arten, welche mehr zum
Schmucke der Hühnerhöfe und Gärten, als ihres Fleisches
wegen gehalten werden. Und doch sind sie noch nicht die
schönsten des zahlreichen asiatischen Hühnervolkes; denn mehrere
1) Plinius erzählt, der Redner Hortensius sei der erste gewesen,
der, bei seiner Aufnahme unter die Priester, Pfauen auf bie Tafel ge¬
bracht. Bei den unsinnigen und üppigen Gastmahlen eines Vitellins
und Heliogabalus wurden oft ganze große Schüsseln voll Pfauenzungen
und Pfauengehirn aufgestellt.
2) Dazu gehören: der gemeine Fasan (Ph. colchicus), der Silber*
fasan (Nycthemerus argentatus), der Goldfasan (Thaumalea picta),
der bunte Fasan (Ph. versicolor), der Ringfasan (Ph. torquatus),
der Königsfasan (Ph. veneratus), der prachtvolle Kupferfasan (Ph.
Soemmeringii) und die Ohrfasanen (Crossoptilon) sämtlich in Mittel¬
asien China, Japan uud Ostindien zu Hause.