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A. Bilder aus der deutschen Geschichte.
ausgesprochen. Das Herzogtum Sachsen wurde zersplittert unö unter drei Fürsten ver¬
teilt. Bayern kam an ©tto von Mittelsbach, dessen Geschlecht dort noch heute regiert.
Hur seine (Erbgüter (flllode) Braunschroeig und Lüneburg behielt der Geächtete.
Heinrich der Löwe ist der Begründer des englischen Herrscherhauses und des
Herzogtums Braunschroeig. Er hat sehr viel zur (Bermanisierung und Christiani¬
sierung des slawischen Nordostens beigetragen (s. S. 42). 1158 gründete er die
Stadt Lübeck und machte sie zum haupthandelsplatz im Norden des Reiches; sogar
Cölner Kaufleute zogen dahin.
Barbarossa strebte nach Verwirklichung eines hohen Kaiserideals. (Er
träumte von einem Reiche, das alle Völker des Abendlandes umfaßte und auch
die Kirche beherrschte. Karl den Großen nahm er sich zum Muster, er ließ ihn aus
dem Grabe erheben und heilig sprechen. Aber auch er verlegte seine Hauptwirk¬
samkeit nach Italien, wo er ein Drittel seiner Regierungszeit verbrachte. Sein
erster Zug nach Italien galt der Erwerbung der Kaiserkrone. Dann überschritt
er von neuem mit einem großen Heere die Alpen und nahm nach hartnäckiger
Belagerung Mailand, das Haupt der durch den Handel reich gewordenen, der
kaiserlichen Macht trotzenden Städte (Dberitaliens, ein. In der ronkalischen
(Ebene hielt er eine Reichsversammlung ab und ließ die kaiserlichen Rechte, wie
er sie sich dachte, in gesetzlicher Form festlegen. Nun glaubte er auch die Macht¬
gelüste der selbständigen deutschen Fürsten unterdrücken zu können.
Den dritten und vierten Zug nach Italien unternahm Friedrich Barbarossa,
um dem gegen Alexander III. aufgestellten Gegenpapst Geltung zu verschaffen.
Doch im deutschen Heere brach die Pest aus, die viele hinraffte. Deshalb kehrte
er mit dem Rest schleunigst nach Deutschland zurück. Dieses Mißgeschick aus¬
nutzend, empörten sich die lombardischen Städte wieder. Um sie zu unterwerfen,
unternahm der Kaiser 1174 den letzten Zug nach Italien. Bei Legnano erlitt
er 1176 eine Niederlage, da sein Heer zu schwach war und Heinrich der Löwe,
wie bereits erwähnt, ihm die Heeresfolge verweigerte. Im Frieden zu Konstanz
verzichtete Barbarossa auf die hoheitsrechte über die lombardischen Städte; sie
mußten ihm aber den Treueid schwören und Heeresfolge leisten, fluch mit dem
Papst söhnte er sich aus.
Nun war überall die Ruhe hergestellt. Barbarossa stand auf der höhe seiner
Macht. (Er hielt zu Mainz einen großartigen Fürstentag ab, einen „hoftag Jesu
Christi", hier fand auch die Schwertleite seiner beiden Söhne statt. Um Italien
fester mit Deutschland zu verbinden, vermählte er seinen Sohn Heinrich mit
Konstanze, der (Erbin des sizilianisch-normannischen Reiches. Das war wieder
ein Schritt weiter zur Verwirklichung seines großen Planes, ganz Italien mit
Deutschland zu vereinigen.
Da rief ihn die (Eroberung Jerusalems 1187 zum Kreuzzuge. Bei diesem Unter¬
nehmen ertrank er wahrscheinlich beim Baden in den Fluten des Saleph (1190).
Das Mainzer Fest 1184.
Don Jos. Freundgen.x)
Der Frieden zog in das deutsche Land ein. Unö der Kaiser Friedrich veranstaltete
mit nie gesehener Pracht ein Fest, um der ganzen Welt die Herrlichkeit des Reiches zu
zeigen. Auf Pfingsten des Jahres 1184 Iu6 er nach Mainz ein. Da erschienen Fürsten
und Bischöfe, Grafen und Ritter, mehr denn 40 000 an der Zahl. Die Menge des niederen
!) Aus Sprockhoff, Dorbereitungen, heft 12 S. 53ff.